Seit acht Jahren haben unterirdische Erdkabel Vorrang beim Ausbau des Stromnetzes. Die Energiewirtschaft sieht das kritisch. Jetzt haben sich Bund und Länder über das weitere Vorgehen verständigt.

Der Ausbau des Stromnetzes mit Hochspannungsleitungen soll nach den Worten von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil weiterhin unter der Erde erfolgen. „Stromautobahnen über der Erde sind vom Tisch“, sagte der SPD-Politiker. Das habe Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei Beratungen von Bund und Ländern am Mittwoch in Berlin zugesagt. Für die Menschen in Niedersachsen sei das eine gute Nachricht, sagte Weil, da durch kein anderes Bundesland so viele Hochspannungsleitungen geführt werden müssten.

Die Akzeptanz der Bevölkerung sei für den Netzausbau ein entscheidender Faktor, sagte der niedersächsische Regierungschef: „Akzeptanz ist immer noch die wirksamste Möglichkeit, den Bau von großen Übertragungsleitungen zu beschleunigen. Unzählige Protestaktionen und langwierige Klageverfahren können so verhindert werden.“

Nach Angaben der Staatskanzlei wären Leitungen über der Erde 70 Meter breit und die Masten 70 Meter hoch. Vor allem der Ballungsraum Hannover wäre davon stark betroffen gewesen. Deswegen habe sich die Landesregierung für eine Fortsetzung der Erdverkabelung eingesetzt. 

Die Energiewirtschaft hatte einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ zufolge von Bundeskanzler Scholz gefordert, sich für einen Vorrang von oberirdischen Leitungen einzusetzen. Der Gesetzgeber solle die Gelegenheit nutzen, bei den Trassen Ost-West-Link, Nord-West-Link und Süd-West-Link auf Freileitungen umzustellen, zitierte die Zeitung aus einem Schreiben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) an den Kanzler. Der bundesweite Erdkabelvorrang gilt seit Anfang 2016.