In den Weinregionen Rheinhessen, Mittelrhein und Ahr gibt es schon Weinkönige, Württembergs Reben werden hingegen auch künftig von einer Frau beworben. Dabei hatte sich ein Mann Hoffnungen gemacht.

Ein bisschen bleibt alles anders beim württembergischen Weinbauverband: Denn erstmals stand zwar ein Mann im Finale – doch zur Weinkönigin ist erneut eine Frau gekürt worden. Kim Weißflog setzte sich am Abend in Heilbronn gegen drei Mitbewerberinnen und einen männlichen Konkurrenten durch und ist neue württembergische Rebenmonarchin. Nach spannendem Kampf um die Krone kürte eine Jury die 20-Jährige aus Lauffen am Neckar zur Siegerin. 

An der Seite der neuen württembergischen Wein-Majestät stehen künftig Ines Pfeiffer (29) aus Korntal-Münchingen als Weinprinzessin und der 28 Jahre alte Moritz Ocker aus Ilsfeld als erster Weinprinz in der Geschichte des Anbaugebiets.

In Rheinhessen, Ahr und Mittelrhein waren zuletzt erstmals Männer zum Weinkönig gekürt worden. An der Nahe „regiert“ zudem ein Weinprinz. Anders als die Weinköniginnen tragen sie keinen Kopfschmuck, wenn sie in Sachen Weinwerbung unterwegs sind. Vielmehr erhalten Weinkönige eine an die Stilistik der aktuellen Krönchen angelehnte Amtskette.

Längere Debatte im Verband 

Den jüngsten Wahlen waren lebhafte Diskussionen über die Zukunft des Amts vorausgegangen. Ursprünglich wollte die Pfalzwein-Werbung unter anderem den Titel in „Pfalzweinbotschafterin“ oder „Pfalzweinbotschafter“ umbenennen, doch es regte sich Protest. In einem Kompromiss einigten sich beide Seiten darauf, im Anschluss an die Wahl zu Deutschlands ältester Weinmonarchin Anfang Oktober in Neustadt/Weinstraße ein langfristiges Konzept aufzustellen. 

Von dem Streit um die Tradition der Pfälzischen Weinkönigin waren die Winzer in Baden und in Württemberg zunächst wenig beeindruckt. Der Geschäftsführer des Weinbauverbands Württemberg, Hermann Morast, sagte anfangs noch, es handele sich um eine gesellschaftliche Debatte, die von außen hereingetragen und nichts ändern werde. Der Verband der badischen Winzer argumentierte, eine zeitgemäße Ausgestaltung des Amts sei wesentlich wichtiger als eine etwaige neue Bezeichnung. 

Nun zeigt sich zumindest in Württemberg ein Meinungswandel. „Der Entscheidung geht ein längerer Abstimmungsprozess innerhalb des Vorstands des Weinbauverbands voraus“, sagte Peter Albrecht, der Vizepräsident des Weinbauverbands, zur Zulassung des Kandidaten. Es sei in einer Arbeitsgruppe beschlossen worden, ernsthafte männliche Bewerbungen zu prüfen und zuzulassen. Es gebe damit die Chance, das Amt aufzuwerten und zu modernisieren. „Die durchweg positiven Rückmeldungen und Erfahrungen aus anderen Weinbaugebieten bestärken uns in der Entscheidung“, sagte Morast zuletzt. 

Gewinnerin hat strammes Programm vor sich

Weißflog, die nach dem Abitur Bildungswissenschaften studierte, hat nach Angaben des Weinbauverbands einen angehenden Winzer als Lebensgefährten. „Durch ihn und die Arbeit in seinem Familienweingut entdeckte sie ihre Liebe zum Wein und dessen Anbau“, teilte der Verband mit. 

Die 20-Jährige tritt die Nachfolge der bisherigen Württembergischen Weinkönigin Larissa Salcher aus Bretzfeld (Hohenlohekreis) an. Sie hatte sich bei der Wahl im vergangenen Jahr ebenfalls gegen vier weitere Kandidierende durchgesetzt, um den württembergischen Wein zwölf Monate lang zu repräsentieren. Als Weinkönigin dürfte auch Weißflog viel unterwegs sein: Hinter den scheidenden und vor den neuen Hoheiten liegt laut Weinbauverband „ein aufregendes und intensives Jahr“ mit über 200 Veranstaltungen.

Württemberg ist das viertgrößte deutsche Weinbaugebiet und nach Verbandsangaben das Einzige, in dem mehr Rotwein als Weißwein erzeugt wird. Zu den gängigsten Rebsorten zählen neben der schwäbischen Spezialität Trollinger bei den roten Gewächsen Schwarzriesling, Lemberger und Spätburgunder. Bei den Weißweinen sind es vor allem Riesling, Müller-Thurgau, Silvaner, Grauburgunder und Kerner. Insgesamt stehen die Reben auf rund 11.500 Hektar, aufgeteilt in 17 Großlagen und 210 Einzellagen.