Ausnahmezustand in der Schweiz: Schneeschmelze und heftige Regenfälle haben mehrere Kantone unter Wasser gesetzt. Die Lage ist angespannt.

Aufgrund der Überschwemmungen in der Schweiz haben die Behörden in den Kantonen Wallis und Graubünden am Freitag mehr als 200 Bewohner evakuiert. Im Wallis mussten rund 230 Menschen ihre Häuser verlassen, sagte die Leiterin des Amtes für Bevölkerungsschutz, Marie-Claude Noth-Ecoeur, der Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Mehr als 200 Feuerwehrleute sowie Dutzende weitere Kräfte waren demnach alarmiert.

In Graubünden war vor allem das Tal Misox südlich des San-Bernardino-Passes an der italienischen Grenze betroffen. Vier Menschen waren verschüttet worden. Eine Frau habe am Samstagmorgen aus dem Schuttkegel bei dem Ort Lostallo nördlich des Comer Sees lebend gerettet werden können, berichtete die Kantonspolizei am Samstag. Die Polizei warnte davor, Keller oder Tiefgaragen zu betreten und rief die Bevölkerung auf, sich von den Hochwasser führenden Gewässern fernzuhalten. Ein Autobahnstück an der Grenze zu Italien musste wegen eines Erdrutsches gesperrt werden.

In den vergangenen Tagen hatten heftige Gewitter die Region getroffen. Zusammen mit der in diesem Jahr reichlichen Schneeschmelze sorgten die starken Regenfälle für Überschwemmungen. Der Fluss Vispa trat stark über seine Ufer. Weitere Teile der Schweiz sind ebenfalls von Überschwemmungen betroffen. Das Schweizer Bundesumweltamt rief für Teile des Bodensees die höchste Warnstufe aus.

Nicht das erste Hochwasser in der Schweiz

In dem Touristenort Zermatt am Matterhorn waren am Freitag zwei Flüsschen über die Ufer getreten. Die Zugstrecke zwischen Visp und Zermatt blieb wegen der Hochwassergefahr vorerst weiter gesperrt, wie die Matterhorn-Gotthard-Bahn am Samstagmorgen mitteilte. Auch der Verkehr mit Ersatzbussen zwischen Visp und dem etwa fünf Kilometer von Zermatt entfernten Täsch musste unterbrochen werden, da die Straße gesperrt wurde. Bürgermeisterin Romy Biner-Hauser versicherte im Schweizer Rundfunk, dass alle Feriengäste in Sicherheit seien. Wer nicht an- oder abreisen könne, erhalte eine Unterkunft.

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In Zermatt wurden auch die Schulen geschlossen, wie ein Beschäftigter der Gemeinde gegenüber Keystone-SDA sagte. Bilder in den Online-Netzwerken zeigten, wie ein Teil der Uferwege entlang der Vispa von einem reißenden Strom schlammigen Wassers überschwemmt wird.

Die Behörden des Kantons Wallis untersagten es der Bevölkerung aufgrund der Hochwassergefahr auch, am Ufer der Rhône spazierenzugehen. Auch im benachbarten Waadtländer Chablais gilt ein solches Verbot bis Montagabend. Nach Behördenangaben sollte die Rhône am Freitagabend ihren Höchststand erreichen.

Schon Anfang Juni war die Schweiz von Hochwasser betroffen, allerdings in anderen Regionen. Unter anderem trat der Bodensee im Norden des Landes über die Ufer, dort wurden Stege für die Anwohner angelegt. Dort galt laut staatlichem Naturgefahrenportal an diesem Wochenende erneut die Warnstufe 4 von 5: große Hochwassergefahr. Dieselbe Stufe galt im Kanton Wallis von der Einmündung des Flüsschens Lonza in die Rhone bis zum Einfluss der Rhone in den Genfersee.

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