Man könnte glauben, dass halb Hollywood keinen Sex mehr hat: Sarah Jessica Parker, Baz Luhrmann, Helena Bonham Carter und ihre Partner schlafen solo. Fragt man sie, geraten sie in Schwärmen: Wie die nächtliche Trennung die Liebe retten kann.

Sie alle bezeichnen ihre Ehen als glücklich, beschreiben ihre Lebenspartner als wunderbar – doch jeden Abend, wenn sie ins Bett gehen, sind sie getrennte Leute: Regisseur Baz Luhrmann, die Hollywoodstars Cameron Diaz, Gwyneth Paltrow, Sarah Jessica Parker, die Beckhams. Und als Angelina Jolie und Brad Pitt noch ein Paar waren, gingen auch sie nachts verschiedene Wege.
Hollywood ist da nicht anders als Hannover. Rund 20 Prozent aller unserer Schlafprobleme gehen auf den Menschen zurück, neben dem wir morgens aufwachen (wenn wir denn vorher geschlafen haben) – weil er oder sie strampeln, schubsen, schnarchen, schwitzen oder die Decke stehlen. Weil flimmernde Handys und Fernseher den Schlaf des anderen sabotieren. Oder der Toilettengang pünktlich um 3 Uhr morgens.

Getrennte Betten haben einen schlechten Ruf – einen sehr schlechten

In Deutschland schläft laut einer Studie des Dating-Portals Elitepartner mehr als jedes zehnte Paar getrennt, nicht mitgerechnet noch jene 6,6 Prozent, die in zwei Wohnungen leben. Millionen sagen also regelmäßig „Bis morgen!“ statt „Gute Nacht“, doch in Gesprächen wird um die getrennten Betten gerne ein Umweg gemacht. Denn wer nicht Arm in Arm schläft, macht sich immer noch schnell erkalteter Gefühle oder einer Beziehungskrise verdächtig – wogegen die Schauspielerin Cameron Diaz zuletzt heftig rebellierte. In einem Podcast bekannte sie sich öffentlich dazu, dass sie und ihr Mann Benji Madden seit Jahren solo schlafen. Und dass es ihre Ehe gerettet hat.

Die Wissenschaft sagt: Schlafmangel kann auch liebesmüde machen

Cameron Diaz erhält bei ihrer Argumentation Unterstützung von der Wissenschaft. Einerseits tun Nähe und Körperkontakt einer Beziehung gut – andererseits können nächtliche Reibereien und Schlafmangel Paare in eine tatsächliche Trennung treiben. Mal abgesehen von erhöhten Gesundheitsrisiken wie Diabetes, Demenz, Schlaganfällen oder Herzerkrankungen. Wendy Troxel, eine der bekanntesten Schlafforscherinnen, Soziologin beim US-Think-Tank „Rand Corporation“ und Autorin des Buches „Sharing The Covers: Every Couple’s Guide To Better Sleep“ über den Zusammenhang zwischen Nachtruhe und Beziehungsmüdigkeit: „Schlafentzug kann Schlüsselaspekte einer funktionierenden Beziehung beeinflussen, wie die generelle Stimmung, das Frustrationslevel, Toleranz, Mitgefühl und die Fähigkeit mit dem Lebensgefährten und anderen wichtigen Menschen zu kommunizieren.“

Aber ist es dann wirklich besser, den Partner oder die Partnerin aus dem gemeinsamen Bett zu werfen? „Das ist die Frage, die mir immer wieder gestellt wird: Ist es schlecht, wenn wir getrennt schlafen? Die Antwort ist nein, nicht unbedingt“, sagt Troxel. „Es kann sogar signifikante Vorteile haben. Ich empfehle Paaren, es nicht so zu sehen, als ob sie die Schlaf-Scheidung einreichen – sondern als gemeinsame Schlaf-Allianz. Am Ende des Tages gibt es nichts, das gesünder, beglückender und sogar sexier ist als eine Nacht mit gutem Schlaf“.

Sechs Schritte zur besseren Nachtruhe

Aber was tun, wenn man kein Hollywoodstar ist mit einem eigenen Gebäudeflügel, in den man mal flüchten kann? Oder wenn man gar nicht weiß, ob getrennte Schlafzimmer für den Schlummer überhaupt der richtige Weg sind? Sechs Schritte, mit denen man sich dem Thema vorsichtig nähern kann:
1. Gesundheitscheck Sollten Schnarchen oder körperliche Unruhe den gemeinsamen Schlummer stören, sollte zuallererst medizinisch geklärt werden, ob eine Erkrankung wie Schlafapnoe oder das Restless-Legs-Syndrom vorliegen.

2. Schlafbedingungen optimieren Sorgen sie dafür, dass es im Zimmer nicht wärmer ist als 20 Grad und halten sie sich nicht stundenlang wach im Bett auf – der Körper könnte verlernen, dass dies der Ort ist, wo man eigentlich die Augen schließt. Und vermeiden Sie vor dem Zubettgehen größere Mahlzeiten, Alkohol oder Sessions am flimmernden Monitor.

3. Die optimale Decke Schwere Decken können helfen, unruhige Bettgenossen ruhigzustellen – das höhere Gewicht wirkt oft beruhigend, wie eine Hand auf der Schulter. Oder man greift zur sogenannten skandinavischen Schlafmethode: Dabei hat jeder seine eigene Decke und kann bei Bedarf Abstand nehmen. Auch kann sie einem dann nicht mehr so schnell geklaut werden.

4. Das passende Solo-Projekt Alles probiert, und Ihr Partner oder Ihre Partnerin halten Sie immer noch wach? Dann robben Sie sich vorsichtig an folgende Möglichkeiten heran: Je nach Raumaufteilung können Sie zwei Zimmer beziehen oder die Betten auch einfach nur auseinanderschieben. Schlafforscherin Wendy Troxel: „Es gibt keine Schlafstrategie, die auf jedes Paar passt. Man muss wirklich seinen eigenen Weg finden.“

5. Der richtige Rhythmus Viele Paare schlafen während der Arbeitswoche getrennt und feiern an den Wochenenden Wiedervereinigung, andere entscheiden sich spontan.

6. Liebevolle Rituale Statt jeden Abend mit einem „Bissmoggen“ zu verschwinden, ermuntert Wendy Troxel Ratsuchende, vor dem Schlaf ganz bewusst Momente der Nähe einzuplanen. „Paare können das Schlafzimmer auch dann zu einem heiligen Ort machen, wenn sie sich entscheiden, nicht mehr zusammen zu schlafen. Sie können Gute-Nacht-Rituale entwickeln und diese Zeit nutzen, um sich tatsächlich mit dem Partner zu verbinden.“ Klingt fast nach Sex.