Trauer um Donald Sutherland: Der legendäre kanadische Schauspieler ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Dies teilte sein Sohn Kiefer Sutherland – ebenfalls ein erfolgreicher Schauspieler – am Donnerstag im Onlinedienst X mit. Donald Sutherland wirkte in Filmklassikern wie „Das dreckige Dutzend“, „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ und „Casanova“ mit, einem jüngeren Publikum ist er vor allem durch „Die Tribute von Panem“ bekannt. 

„Mit schwerem Herzen teile ich Euch mit, dass mein Vater Donald Sutherland gestorben ist“, schrieb Kiefer Sutherland. „Ich persönlich halte ihn für einen der wichtigsten Schauspieler der Filmgeschichte“, fügte der Sohn hinzu. „Er liebte, was er machte, und machte, was er liebte, und man kann sich nicht mehr wünschen. Ein gut gelebtes Leben.“

Kanadas Premierminister Justin Trudeau würdigte den Verstorbenen als „wahrhaft großartigen kanadischen Künstler“. Sutherland sei ein „Mann mit starker Präsenz“ und „Brillanz in seinem Gewerbe“ gewesen. Er werde „stark vermisst“ werden. 

US-Präsident Joe Biden nannte Sutherland einen „einzigartigen Schauspieler, der die Welt jahrzehntelang inspirierte und unterhielt“. Die britische Schauspielerin Helen Mirren, die an der Seite von Sutherland die Hauptrolle in dem Film „Das Leuchten der Erinnerung“ (2017) spielte, bezeichnete ihn als eine „Legende“ und „einen der klügsten Schauspieler, mit denen ich je gearbeitet habe“.

Sutherland gilt einer der größten kanadischen Filmstars aller Zeiten. Der charismatische und vielfältige Schauspieler wirkte in rund 200 Filmen und Serien mit und arbeitete mit einer Vielzahl berühmter Regisseure zusammen, darunter Bernardo Bertolucci, Federico Fellini und Clint Eastwood. 2017 wurde er mit einem Ehren-Oscar ausgezeichnet, einen regulären Oscar gewann er allerdings nie. 

Sutherland stammt aus der ostkanadischen Provinz New Brunswick. Er hatte eine durch Krankheiten geprägte Kindheit, litt an Polio, Hepatitis und rheumatischem Fieber. „Eines meiner Beine ist ein bisschen kürzer, aber ich habe überlebt“, erzählte er viele Jahre später dem Magazin „Esquire“. 

Sutherland wuchs zu einer imposanten Erscheinung von 1,93 Metern Körpergröße heran, mokierte sich gleichwohl aber immer über seine äußere Erscheinung. „Ich verabscheue meine Ohren, ich habe ein vorstehendes Kinn, Glubschaugen und ein Pferdegrinsen“, beschrieb er sich einmal selbst.

Dennoch entschied sich Sutherland schon früh für eine Schauspielerkarriere. Nach dem Studium von Theater und Ingenieurswesen in Toronto zog er im Alter von 22 Jahren nach London, um die Royal Academy of Dramatic Arts zu besuchen. Mitte der 1960er Jahre trat er dann bereits in britischen Kultserien wie „Mit Schirm, Charme und Melone“ und „Simon Templar“ auf.

Seinen ersten großen Kinoerfolg landete Sutherland dann in Robert Aldrichs Kriegsdrama „Das dreckige Dutzend“ von 1967, in dem er an der Seite von Stars wie Charles Bronson, Lee Marvin und Telly Savalas spielte. 

Es folgten weitere erfolgreiche Rollen als aufmüpfiger Stabsarzt in Robert Altmans Anti-Kriegs-Satire „M*A*S*H“(1970) und als Privatdetektiv in „Klute“ (1971). Mit seiner Partnerin Jane Fonda aus diesem Thriller war er eine Zeitlang auch romantisch liiert. Die beiden taten sich zudem für Protestaktionen gegen den Vietnamkrieg zusammen.

Einer seiner eindringlichsten Auftritte als Charakterdarsteller gelang Sutherland nach Meinung von Kritikern in dem Grusel-Klassiker „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (1973). In den siebziger Jahren spielte er auch unter Regisseur Bertolucci im Epos „1900“ und übernahm die Titelrolle in Fellinis „Casanova“.

Als Mann von unbändiger kreativer Energie war Sutherland bis ins hohe Lebensalter aktiv. In der Fantasy-Filmreihe „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ beeindruckte er als tyrannischer Herrscher über ein postapokalyptisches Amerika, der Jugendliche zu kriegerischen Wettbewerben zwingt.

Das Altern, sagte Sutherland in dem „Esquire“-Interview von 2011, sei wie „ein neuer Beruf – nur dass es nicht ein Beruf ist, den Du Dir selber ausgesucht hast“. Und auch über das Sterben sprach der legendäre Schauspieler schon damals: Der Tod werde „eine kleine einsame Reise“ sein, sagte er voraus.