Putin besucht Kim. Wie immer präsentiert sich der nordkoreanische Herrscher in seinem charakteristischen Look: Aufgepimpter Mao-Anzug und Frisur wie ein Fallbeil. Kim ist nicht der einzige Autokrat, der weiß, wie man sich zur Marke stilisiert. Eine kleine Modenschau.

Macht braucht Inszenierung. Sie muss die klare Botschaft vermitteln: Achtung, hier komme ich. Es wäre einfach zu umständlich, wenn sich ein Herrscher seine Macht immer wieder aufs Neue erkämpfen müsste. Dann müsste er ja dauernd irgendeinen Gegner hinrichten, blutige Kriege führen oder einen störrischen Untertanen auspeitschen. Viel zu kräftezehrend.

Besonders effizient ist Macht erst dann, wenn sie sich nicht mehr beweisen muss, nachdem sie erobert wurde. Je öfter man sie demonstrieren muss, desto mehr nutzt sie sich ab. Also muss sie so inszeniert werden, dass niemand es mehr wagt, sie infrage zu stellen. Macht braucht Klarheit und Wiedererkennungswert. Und das Schwierigste: Macht braucht Aura. Das gilt ganz besonders für diktatorische Macht, die ihre Legitimation ausschließlich in Gewalt findet.

Macht inszeniert sich nicht nur mit Hilfe von imposanten Gebäuden, Paraden und Zeremonien. Sondern immer auch mit Hilfe von Kleidung, Accessoires und Frisuren. Früher waren Prunk und Pomp das Markenzeichen aller Autokraten und Diktatoren. Herrschermode war immer opulent und sendete eine Vielzahl von Botschaften. Nur Kunsthistoriker können alle Symbole auf einem Königsporträt aus dem Barock interpretieren. Mit dem Aufkommen der Massenmedien reduzierte sich Herrschermode meist auf eine Kernbotschaft. Die Insignien der Macht kommen meist nur noch konzentriert zum Einsatz. Hitler- oder Stalinbart, Mao-Jacke, Gaddafi-Sonnenbrille, Trump-Tolle: Autokraten-Mode braucht inzwischen nur noch wenig Mittel, um Furcht und Schrecken zu verbreiten. Schauen wir uns an, wie’s funktioniert.