Mit einem Sieg über Dänemark hätte England den Gruppensieg perfekt machen können. Doch das Team um Torschütze Kane bietet einen schwachen Auftritt. Deutschland bleibt möglicher Gegner.

England hat den vorzeitigen Gruppensieg bei der Fußball-EM aus der Hand gegeben und auch im zweiten Spiel viel vermissen lassen. Das Team von Trainer Gareth Southgate kam am Donnerstag in Frankfurt nicht über ein 1:1 (1:1) gegen Dänemark hinaus und muss damit weiter ein mögliches Achtelfinale gegen den furiosen Gastgeber Deutschland fürchten. Ein Tor von Bundesliga-Torschützenkönig Harry Kane (18. Minute) war vor 47 000 Zuschauern nicht genug für die uninspirierten Three Lions. Für die Dänen gelang Morten Hjulmand (34.) in Folge eines Fehlpasses von Kane der sehenswerte Ausgleich.

Während England mit vier Zählern zumindest mit dem Weiterkommen planen kann, geht es für Dänemark, Slowenien (jeweils zwei Punkte) sowie Serbien (ein Punkt) am Dienstag (21.00 Uhr) um alles. Der Gruppenzweite würde im Achtelfinale auf Deutschland treffen, sofern die DFB-Elf gegen die Schweiz den Gruppensieg perfekt macht. Die Engländer können aber aus eigener Kraft den Gruppensieg holen, wenn sie Außenseiter Slowenien besiegen.

Baden am Römerberg

Die Mainmetropole, vor deren Bahnhofsviertel die britische Boulevardzeitung „The Sun“ schon vor Monaten gewarnt hatte, war ab dem Vormittag fest in englischer Hand. Rund 50.000 Anhänger der Three Lions machten sich auf den Weg nach Frankfurt, wo Türme und Zäune mit reichlich englischen Fahnen geschmückt wurden. Schon viele Stunden vor dem Anpfiff gingen an einem schwülen Sommertag einzelne Fans im Justitia-Brunnen am Römerberg baden.

Gegen die Sonne und mögliche Wasserfälle im Stadion, in dem sich in Prinz William und Dänemarks König Frederik X. royale Prominenz befand, sicherten sich die Organisatoren frühzeitig ab. Für die Partie wurde angesichts der Wetterprognose das faltbare Dach geschlossen – eine absolute Ausnahme in dem Stadion. Wie auch der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Frankfurt, den die beiden königlichen Gäste im Stadion vornahmen.

Kane trifft erstmals in einer EM-Vorrunde

Southgate ließ sich von den angeregten Debatten über eine zu defensive Ausrichtung in der Heimat seines Teams nicht groß beeindrucken. Stattdessen begann sein Team so abwartend, wie es das holprige 1:0 gegen Serbien am Sonntag beendet hatte.

Die Führung fiel dann trotzdem für den EM-Mitfavoriten: Nach einer Unaufmerksamkeit von Victor Kristiansen brach Kyle Walker auf rechts bis zur Grundlinie durch. Seine abgelenkte Vorlage landete bei Bayern-Star Kane, der aus kurzer Distanz nur noch einschießen musste. Es war im achten Einsatz Kanes sein erstes Vorrundentor bei einer EM.

England gewann in der Folge aber nicht an Selbstbewusstsein, sondern zog sich noch weiter zurück. Der EM-Zweite von 2021 versuchte sich stets mit sechs Spielern hinter dem Ball zu positionieren und wurde von den Dänen immer stärker unter Druck gesetzt. Das Spiel wirkte in dieser Phase statisch, mutlos und eines EM-Titelanwärters nicht würdig.

Dreifachwechsel in Englands Offensive

Ein Abschluss von Wolfsburgs Jonas Wind (32.) wurde noch von Marc Guehi abgelenkt. Doch mit der nächsten Aktion fiel der Ausgleich. Nach einem missglückten Zuspiel von Kane in die Mitte fasste sich Hjulmand ein Herz und sorgte aus 30 Metern für ein Traumtor. Sein Treffer ließ auch König Frederik jubeln. Englands Fans sangen zwar eifrig „Dancing in the Dark“ von Bruce Springsteen, doch für die Profis um Torschütze Kane wirkte der Halbzeitpfiff wie eine kleine Erlösung.

Danach steigerte sich die Southgate-Elf. Ein abgefälschter Schuss von Declan Rice (51.) und ein Kopfball von Bukayo Saka (53.) sorgten ein wenig Gefahr. Doch wirklich brenzlig wurde es für die Dänen erst, als Phil Foden mit einem satten Linksschuss den Pfosten (56.) traf. Southgate wechselte dann seine prägenden Offensivkräfte Kane, Saka und Foden auf einmal aus – doch zum Sieg reichte es auch mit frischen Kräften nicht mehr. Vielmehr drängten die Dänen auf das Siegtor und hatten bei einem Schuss von Pierre-Emile Höjbjerg Pech (85.).

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