Geschlossene Schulen oder Kontaktbeschränkungen – Experten bewerten im Landtag die Corona-Maßnahmen. Daraus sollen Schlüsse für die Zukunft gezogen werden.

Nach Ansicht des Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses im Landtag, Josef Winkler (Grüne), ist Rheinland-Pfalz gut durch die Corona-Pandemie gekommen. „Insgesamt fühle ich mich durch die Anhörung durchaus bestätigt, dass wir vieles richtig gemacht haben“, sagte Winkler am Donnerstag in Mainz nach zwei Tagen der Expertenbefragungen zum Corona-Management. „Mit dem Wissen von heute, was wir damals noch nicht hatten, würden wir selbstverständlich ein Stück die Dinge anders handhaben“, sagte Winkler.

„Der Verlauf der Pandemie hätte eigentlich früher dazu führen können und vielleicht sogar müssen, dass wir die Einschränkung an Schulen und Kindergärten und auch Spielplätzen und sonst was hätten früher beenden müssen“, sagte der Grünen-Politiker. Mit dem Wissen von heute hätten die Maßnahmen möglicherweise nicht so weit führen müssen, hieß es weiter. „Wir wollten ja niemandem quälen oder unterdrücken, sondern eben schützen. Und dann haben wir manchmal auch möglicherweise zu viel geschützt und dadurch neue Schäden, zum Beispiel für die psychische Belastung hervorgerufen.“ Zudem gab es etwa bei der Materialvorsorge in Kliniken mit Masken und Schutzkleidung Verbesserungsbedarf.

Bei der Sitzung per Videokonferenz resümierte Lars Schaade, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), dass seit Beginn der Pandemie bundesweit mehr als 183 000 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 starben. Härtere Maßnahmen, wie Beschränkungen von Versammlungen sowie die Schließung von Arbeitsplätzen seien sehr wirksam gewesen, aber auch weniger einschneidende Maßnahmen hätten ihre Wirkung gezeigt. Schaade zufolge war ein Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen notwendig gewesen.

Der Datenanalyst Tom Lausen stellte die Frage, ob ein Lockdown nicht nur im äußersten Notfall angewendet werden sollte. Zur Zeit des ersten Lockdowns etwa seien zwischen Mitte Februar und Mitte März in rheinland-pfälzischen Kliniken nur 22 Menschen mit Corona auf Intensivstationen gewesen. „Es gab zu keinem Zeitpunkt eine Überlastung des Gesundheitssystems“, sagte Lausen zudem im Rückblick auf die Pandemie. RKI-Chef Schaade sagte später, eine Risikobewertung bedeute nicht, zu warten, bis Intensivstationen voll sind.

Mehrere Fachleute sagten nach Angaben des stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses, Steven Wink (FDP), die Digitalisierung im Gesundheitswesen müsse schneller vorangetrieben werden. Die öffentliche Kommunikation sei in der Dynamik zwischen Politik, Experten und Medien teils widersprüchlich gewesen. Dies habe in der Bevölkerung gerade im Hinblick auf die Impfung teils für Skepsis gesorgt.

Beantragt worden war die Anhörung von den drei Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP sowie den Oppositionsparteien CDU und Freie Wähler, nicht aber von der AfD. Am Mittwoch und Donnerstag sagten 17 Expertinnen und Experten aus, darunter Virologen, Mediziner, Pflegefachleute sowie Psychotherapeuten aus ganz Deutschland. Ausgewertet werden soll die Anhörung im Gesundheitsausschuss im Juli.

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