Eine neue Ausstellung in der Osnabrücker Kunsthalle sorgt für Aufregung. Die CDU findet Werke „absolut inakzeptabel“ und ruft zum Boykott der Schau auf. Andere Parteien wollen das nicht hinnehmen.

Nach einem Boykott-Aufruf der CDU zu einer neuen Ausstellung in der Osnabrücker Kunsthalle haben andere Parteien in der Stadt die Kritik zurückgewiesen und die Bedeutung der Kunstfreiheit hervorgehoben. „Wie kann es angehen, dass eine Ratsfraktion meint, auf die künstlerische Freiheit so radikal Einfluss nehmen zu können und zu einem Boykott der Kunsthalle aufruft?“ Dies fragte der kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Osnabrücker Rat, Heiko Schlatermund, in einer Mitteilung am Montag. „Ob uns als verantwortliche Politiker etwas gefällt oder nicht ist keine Frage der Ästhetik – unsere Aufgabe ist: Kunst und Kultur zu ermöglichen.“

Der Streit dreht sich um die am Samstag in der Kunsthalle eröffnete neue Ausstellung zum Jahresthema „Kinder, hört mal alle her!“. Das Programm beschäftigt sich laut dem Museum mit Erziehung, Bildung, Generationskonflikten und dem ewigen Kindsein. Es sollen aber auch Themen wie häusliche Gewalt, Fehlgeburten und Kinderlosigkeit aufgegriffen werden. Die Kunsthalle warnte vorab davor, dass die starken Emotionen und Erinnerungen provozieren und als nicht kindergerecht eingestuft werden könnten.

Die CDU rief auf, die Schau zu boykottieren. Sie stelle Werke aus, die sowohl inhaltlich als auch visuell absolut inakzeptabel seien, betonte Marius Keite, Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion. Ein Werk propagiere beispielsweise kannibalistische Fantasien. „Wir können und wollen nicht hinnehmen, dass unter dem Deckmantel der Kunst derartige groteske und verstörende Darstellungen öffentlich gezeigt werden.“ Die CDU fordert die Verantwortlichen der Kunsthalle auf, die Ausstellung umgehend zu schließen.

Auch die Grünen wiesen die Kritik der CDU zurück. „Die ästhetische Bewertung überlassen wir gerne anderen, die Verteidigung der Kunstfreiheit nicht“, teilten der Fraktionsvorsitzende, Volker Bajus, und der kulturpolitische Sprecher, Sebastian Bracke, mit. Die Forderung nach der Schließung der Ausstellung sei absurd. Sie sei vollständig von der Kunstfreiheit gedeckt und der Jugendschutz gewahrt.

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