Die heile Welt des Unternehmens Karls Erdbeerhof gerät durch eine Recherche ins Zwielicht: Die Nazi-Vergangenheit von Firmengründer Karl Dahl kommt ans Licht.
Karls Erdbeerhof ist für etliche Familien eine feste Größe im Jahresfreizeitprogramm. Die Kette ist eine Art Mischung aus Märchenwelt, Freizeitpark und Hofladen samt riesiger Erdbeerplantage. Die Geschichte des Unternehmens beginnt vor circa einhundert Jahren mit dem Anbau von Erdbeeren in der Nähe Rostocks und mündete in zahlreichen Erdbeerhöfen und Erlebnis-Dörfern. Chef ist Robert Dahl. Und er muss sich nun einer finsteren Episode der Firmengeschichte stellen: Sein Großvater – und Gründer des Unternehmens – Karl Dahl gehörte einst zum örtlichen Establishment der Nazis, wie aus einer Recherche der „Bild“-Zeitung hervorgeht.
Welchen Umfang die Verstrickung des Firmengründers hatte, kommt jetzt Schritt für Schritt ans Licht. Einem Statement von Robert Dahl zufolge wolle man sich nun um weitere Aufklärung bemühen. Wieso die Familienhistorie jedoch nicht schon durch die Nachfahren des Firmengründers selbst aufgeklärt wurden, bleibt einstweilen im Dunkeln.
Zwangsarbeiter auf „Karls Erdbeerhof“
Karls Dahls Verstrickungen sind laut „Bild“-Zeitung zahlreich. Er trat im Dezember 1931 in die NSDAP ein, wurde Blockwart, war Beisitzers am NSDAP-Kreisgericht und später auch Ortsgruppenleiter der NSDAP. Er sei darüber hinaus „SS-Bauernreferent“ gewesen sowie ehrenamtlicher Kreisbauernführer und Mitglied des Landesbauernrates Mecklenburg. Auf dem Hof von Karl Dahl seien „mindestens drei polnische Zwangsarbeiter eingesetzt“ worden, wie die „Bild“-Zeitung zusammenfasst, „zwei junge Frauen und ein Mann“.
Dahls Enkel Robert wusste laut „Bild“-Interview nichts vom Wirken seines Großvaters in der Nazi-Zeit, „auch nichts von Zwangsarbeitern auf seinem Hof“, sagt Robert Dahl. Laut Firmenhomepage bemühe er sich inzwischen um Aufarbeitung. Er wolle sich der „Vergangenheit mit Verantwortung und Transparenz stellen“ und „einen Historiker beauftragen, unsere Geschichte detailliert zu erforschen“, kündigt er an.
Ob das Bekanntwerden der braunen Verstrickungen auf die Besucherzahlen der Erdbeerhöfe Auswirkungen hat, muss abgewartet werden. Fraglich bleibt auch, warum die Verstrickungen Karl Dahls nicht schon früher, etwa durch seine Kinder, aufgearbeitet wurden.
Quellen: „Bild“-Zeitung, Firmenhomepage