Ein Wrack aus dem 19. Jahrhundert war am Strand vor Sylt von Stürmen frei gespült worden. Bis Archäologen die alten Holzfragmente untersuchen können, dauert es noch – einiges ist aber dennoch bekannt.

Mit Spaten, Eisenstäben und einem Metalldetektor haben Experten des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein fast drei Stunden am Strand vor Sylt nach einem versandeten Schiffswrack gesucht. Bei frischen Temperaturen und ruhiger See versuchten sie unter anderem mit Fotos, die Lage des vor einer Woche vor Rantum entdeckten Schiffswrack zu rekonstruieren – ohne Erfolg. 

„Wir haben versucht, die Wrackreste und den Standort zu finden, aber es ist nichts mehr zu sehen hier – es hat leider keinen Erfolg gebracht, die Nordsee hat hier sorgfältig gearbeitet und alles wieder mit Sand zugedeckt“, sagte Stefanie Klooß, Archäologin beim Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein der dpa. 

Noch vor einer Woche hatte das inzwischen wieder vollständig versandete Schiff bei Ebbe fast ganz frei gelegen. Der genaue Fundort war von den ersten Entdeckern damals demnach nicht markiert worden. 

Finder haben Wrack nicht markiert

„Die Sylter und Besucher haben daraus gelernt, dass man eine solche Stelle markieren, einmessen und unverzüglich an das Archäologische Landesamt melden sollte, das hat hier einige Umwege genommen“, sagte Klooß. Auch Metalldetektoren, die bis zu einem halben Meter Tiefe messen, helfen nicht weiter, wenn über 70 bis 80 Zentimeter Sand auf dem Wrack liegen.

Grabungsmitarbeiter Alex Witte stocherte auch nach zwei Stunden unermüdlich mit einer rund einen Meter langen Eisenstange im Sand: „Man hat ja auch echt Bock, das Teil jetzt zu finden“, sagte er der dpa. Das Zeitfenster für die Arbeiten betrug rund drei Stunden, denn die Bohlen waren zuletzt nur bei Ebbe sichtbar.

Wrack ist mindestens 100 Jahre alt

Die verwitterten Holzreste mit Kupferbohlen mit einem Bagger oder anderen größeren Geräten auszugraben, sei zu aufwendig, „würde das Fundstück nicht rechtfertigen und ist nicht Sinn des Denkmalschutzes“, sagte die Expertin. Von nassem Sand bedeckt liege das Wrack jetzt zunächst sicher. 

Nach ersten vorsichtigen Schätzungen der Archäologin – die auf Fotos basieren – stammen die Schiffsfragmente vermutlich aus dem 19. Jahrhundert. Darauf weisen unter anderem die verarbeiteten Kupferbolzen hin. „Diese Art der Verstärkung einer Bordwand wird erst seit dem 19. Jahrhundert angewendet“, sagte sie. Welches Stück des Schiffes sichtbar war, wie groß es ursprünglich gewesen ist und um welchen Schiffstyp es sich handelt, könne sie nicht sagen. 

Nordsee vor Sylt ist stark

„Wir haben mal wieder gelernt, dass wir als Menschen gegen die Nordsee nicht ankommen“, sagte Jan Fischer, Grabungstechniker beim Archäologischen Landesamt. Er geht davon aus, dass das gesuchte Wrackteil rund viereinhalb mal zwei Meter groß ist. 

Ursprünglich wollten die fünf Experten aus Schleswig die Wrackreste auf Sylt frei graben, dokumentieren und dabei unter anderem herausfinden, um welchen Schiffstyp es sich handelt, wie alt die Holzbohlen sind und woher sie stammen. Dazu sollten die mit runden Holz- und Kupferteilen zusammengehaltenen Wrackteile vermessen, fotografiert, ein 3D-Modell erstellt und Proben für die Altersbestimmung genommen werden. Auch Drohnenbilder waren geplant.

Archäologin hofft auf neue Freispülung 

Die Archäologen hoffen jetzt, dass Stürme das Schiffswrack erneut frei spülen. Besondere ehrenamtliche Vertrauensleute des Archäologischen Landesamtes sollen die Fundstelle demnach jetzt beobachten. 

„Wir sind angewiesen auf die Leute hier vor Ort, wenn die Wrackteile wieder frei gespült werden sollten“, sagte Klooß. Dann sei eine Dokumentation möglich – anschließend würde das Schiff als Schiff vermutlich als „Denkmal“ vor Ort bleiben. Eine Konservierung kostet laut Klooß Millionen und braucht viel Platz.

Das Wrack liegt am Strand vor Rantum, nördlich vom Strandaufgang zum Restaurant Sansibar. Starke Stürme können in Schleswig-Holstein dafür sorgen, dass Wracks frei gespült, aber auch schnell wieder eingesandet werden. Auf Sylt hatte es seit Jahresbeginn immer wieder teils heftig gestürmt.