Das Corona-Virus ist einmal durch die Gesellschaft gegangen und hat für viele seinen Schrecken verloren. Das gilt aber nicht für alle Infizierten.

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie richtet sich der Blick auf die Langzeitfolgen. „Akute Infektionen sehen wir weiterhin“, sagte Professor Jan Heyckendorf vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). Viele Menschen litten aber unter Langzeitfolgen. 

Dabei sei es schwierig, eine einheitliche Definition für Long Covid aufzustellen. „Unter Long Covid oder Post-Covid versteht man letztendlich eine Langzeitfolge einer Covid-Infektion“, erklärte der Arzt für Lungenerkrankungen. Bei der Folgeerscheinung könnten Symptome und Krankheitslast jedoch sehr unterschiedlich sein und etwa mit Husten, Verlust des Geruchssinns oder langanhaltender Erschöpfung einhergehen.

Wahrscheinlich würden auch bei anderen viralen Infektionen Folgeerkrankungen auftreten – nun gebe es sie aber in geballter Form: „Im Prinzip ist die Pandemie einmal durch die Gesellschaft gegangen und im Gegensatz zu anderen viralen Infektionen ist es eben nicht so, dass nur ein bestimmter Anteil infiziert gewesen ist, sondern wirklich fast jedes Individuum in Deutschland oder auf der Welt“, erklärte Heyckendorf.

Dabei ist es eine große Herausforderung, der Patientengruppe mit Long Covid gerecht zu werden. Im Gesundheitssystem habe man oft nur wenigen Minuten Zeit, um Patientinnen und Patienten zu versorgen. „Hier ist es eben so, dass man eher Stunden braucht, um einen Patienten zu versorgen“, betonte Heyckendorf.

Betroffene oft frustriert

Mit den „Long Covid Tageskliniken“ stellt sich das UKSH dieser Folgeerkrankungen. Dabei gebe es in der Klinik eine lange Warteliste. „Das frustriert uns auch, weil wir wirklich alles geben“, sagte Heyckendorf. 

Allerdings sei das Leid groß, und es gebe auch Ansichten in der Gesellschaft, die mit evidenzbasierter Medizin nichts gemein hätten. „Dann kommen Menschen mit ganz konkreten Forderungen nach bestimmten Medikamenten oder Therapien, die wir einfach nicht leisten können, weil die Evidenz eben nicht vorhanden ist“, erklärte der Mediziner. 

Allerdings gebe es auch Ärzte und Ärztinnen, die diese Therapien dann gegen die entsprechende Bezahlung vornehmen. „Das sehe ich sehr kritisch“, betonte Heyckendorf.