Los Angeles erleidet eine riesige Tragödie – doch es gibt auch Lichtblicke. Durch das Engagement einiger Menschen konnten Häuser und Leben vor dem Feuer gerettet werden.

Seit mehr als einer Woche erlebt Los Angeles eine der schlimmsten Brandkatastrophen in der Geschichte der Stadt. Bisher sind bei den verheerenden Waldbränden mehr als 12.000 Gebäude zerstört oder beschädigt worden, mindestens 25 Menschen sind gestorben. Viele mehr haben ihr Hab und Gut verloren und stehen buchstäblich vor dem Nichts.

Die Verzweiflung ist groß in L.A. – doch es hätte auch noch deutlich schlimmer können, hätten nicht einige Menschen inmitten der Katastrophe Mut und Geistesgegenwart bewiesen. Manche retteten teils unter Einsatz ihres eigenen Lebens einzelne Menschen, andere wiesen früh auf die Gefahren hin, wieder andere machten einfach ihren Job.Los Angeles Feuersturm PAID 21.42

Meteorologe warnte frühzeitig vor Bränden in Los Angeles

Edgar McGregor beispielsweise sah die Gefahr durch die Waldbrände schon früh kommen. Der 24-Jährige ist Meteorologe und postet auf seinen Social-Media-Accounts normalerweise Wetternews für die Region Altadena. Um den Jahreswechsel herum wurde der Ton seiner Beiträge immer dramatischer: Schon am 1. Januar schrieb er von dem „schlimmsten Windsturm der letzten 15 Jahre“ in Los Angeles. Etwa eine Woche später fügte er hinzu: „Wenn wir ohne Todesfälle davonkommen, bin ich glücklich.“

Am Abend des 7. Januar machte er die Gefahr für seine Follower unmissverständlich deutlich: „Wenn jetzt ein Waldbrand ausbricht, kann er nicht gestoppt werden.“ Seine klare Aufforderung: „Wenn euch nur der Gedanke an Evakuierung kommt, ist das ein klares Zeichen, es sofort zu tun. Geht einfach, zögert nicht, stellt keine Fragen.“  Viele glaubten seiner Warnung – und sind McGregor heute dankbar für seine klaren Worte. Ganze Nachbarschaften in Altadena sind dem Feuer zum Opfer gefallen, doch immerhin kamen diejenigen, die rechtzeitig die Gegend verlassen haben, mit dem Leben und ihren wichtigsten Habseligkeiten davon.

In den Kommentaren auf Facebook und X schreiben Menschen, sie hätten McGregor ihr Leben zu verdanken. Der junge Meteorologe bleibt bescheiden: „Ich bin nicht in ein brennendes Gebäude gerannt und habe mir Verbrennungen dritten Grades zugezogen beim Versuch, jemandem das Leben zu retten“, sagte er dem Magazin „People“.PAID LA Brände Ausblick 12:49

Jede Hilfe ist gefragt

Andere Menschen hingegen standen dem Feuer direkt gegenüber. So wie John Fenoglio, Reporter beim lokalen Fernsehsender KTLA. Einer seiner Beiträge aus Altadena ging viral, weil plötzlich das Haus, vor dem er stand, zu brennen anfing. Geistesgegenwärtig griff sich Fenoglio einen Gartenschlauch und löschte den Brandherd – alles wurde live im Fernsehen übertragen. „Es gehört nicht zu unserem Job, aber wir helfen, wo wir können“, erklärte er später.

Caleb Serban-Lawler wurde im Stadtteil Pacific Palisades zum Retter für eine Frau und ihre vier Hunde. Der 25-Jährige hatte bei den Löscharbeiten geholfen und wollte am Abend gerade nach Hause fahren, als eine Frau verzweifelt auf ihn zustürmte: Ihr Haus habe gerade angefangen zu brennen, in ihrem Auto würden ihre vier Hunde sitzen – und das Auto springe nicht an. Serban-Lawler half ihr, inmitten fliegender Funken die Tiere aus dem Wagen zu holen und brachte die Hunde samt ihrer Besitzerin mit seinem eigenen Wagen in Sicherheit.Feuerwehr bei Los Angeles kämpft gegen flammendes Inferno 08.03

Viele alte Menschen und Menschen mit körperlichen Einschränkungen konnten nicht ohne Weiteres vor den Flammen fliehen. So wie die Bewohner eines Seniorenheims in den Pacific Palisades. 90 Menschen waren dort gefangen, „alle in Rollstühlen oder auf Tragen“, erzählte Eddie de Ferrari. Er und sein Schwager halfen den Senioren, statt selbst so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Sie brachten die Patienten zu einem Parkhaus, wo diese dann von Krankenwagen und Bussen abgeholt wurden.

Der 65-jährige John Carr wollte sein Elternhaus in den Pacific Palisades nicht aufgeben. „Das Haus wurde 1960 von meiner Mutter und meinem Vater gebaut, und ich habe mein ganzes Leben hier verbracht, daher gibt es hier viele Erinnerungen. Ich war es meinen Eltern schuldig, mein Bestes zu geben, um es zu retten“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Mit einem einzigen Gartenschlauch hielt er das herannahende Feuer allein auf Distanz – und machte hinterher der Feuerwehr Vorwürfe: „Wenn die Feuerwehr ein paar Leute hergeschickt hätte, die die aufkommenden Brände gezielt gelöscht und die Lage im Auge behalten hätten, würden viele Häuser noch stehen.“

15.000 Helfer im Einsatz

Dabei sind tausende Feuerwehrleute seit Beginn der Brände nahezu Tag und Nacht im Einsatz, um das Feuer irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Laut dem kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom arbeiten mittlerweile insgesamt 15.000 Helfer in den Gefahrenzonen. Sie leiden unter Erschöpfung und Überlastung, sowohl körperlich als auch psychisch – und riskieren nicht selten auch ihr eigenes Leben. Vor allem diejenigen, die in den Ruinen nach Vermissten suchen, hätten eine „grauenvolle“ Aufgabe, sagte Sheriff Robert Luna.

Unterstützt werden die professionellen Feuerwehrleute von freiwilligen Helfern und mehr als 900 Häftlingen. Die Strafgefangenen legen Brandschneisen an und entfernen brennbare Materialien. Damit leisten auch sie einen wichtigen Beitrag dazu, die Brände zu bekämpfen, allerdings für einen mickrigen Lohn: Sie bekommen maximal zehn Euro am Tag. Für viele ein Skandal, auch für Superstar Kim Kardashian. Kardashian setzt sich seit einiger Zeit für die Rechte von Häftlingen ein und fordert eine bessere Bezahlung: „Ich sehe sie als Helden an.“

Quellen: NPR, Edgar McGregor auf X, „People“, KTLA, „Washington Post“, „New York Post“, „Los Angeles Times“, Reuters