Eine bulgarische Familie ist vor einem Jahr durch Brandstiftung in Solingen gestorben. Bei den Ermittlungen stießen die Beamten auf Bücher von Adolf Hitler. Doch erwähnt wurden sie in den Akten nicht.

Im Prozess um den Tod einer vierköpfigen bulgarischen Familie in Solingen macht die Nebenklage der Polizei Vorwürfe, dass Fundstücke mit Bezug zum Nationalsozialismus aus dem Haus des Brandstifters nicht in die Ermittlungsakte aufgenommen wurden. 

Ein Ermittlungsbeamter berichtete beim 14. Prozesstag, dass im Haus des 40-jährigen Angeklagten unter anderem eine Ausgabe von Adolf Hitlers „Mein Kampf“ gefunden wurde. Außerdem seien zahlreiche Bücher etwa über die Wehrmacht, über Hitlers Reden sowie Schriften von Hermann Göring gefunden worden.

Bücher nicht in Akten erwähnt

In den Ermittlungsakten wurden diese Bücher bislang allerdings mit keinem Wort erwähnt. Sie seien bei einer ersten Prüfung als nicht strafrechtlich relevant eingeschätzt worden, sagte der Ermittler. Außerdem sei nicht klar gewesen, ob die Bücher dem mutmaßlichen Vierfachmörder gehörten oder seinem Vater.

Auch ein volksverhetzendes Gedicht, das an einer Wand in der Garage hing, dokumentierten die Ermittler nicht. Der Wuppertaler Polizeipräsident hatte nach der Tat sogar ausdrücklich gesagt, es gebe keine Anhaltspunkte für eine rechtsradikale Tat.

Anwältin: wurde bewusst entschieden

Anwältin Seda Başay-Yildiz, die Hinterbliebene der Familie vertritt, reagierte nach der Verhandlung schockiert. „Niemand kann mir erzählen, dass die Brisanz dieses Materials nicht erkannt wurde. Irgendjemand hat bewusst entschieden, dass dieses politische Material nicht in der Akte landet“, sagte sie.

Der 40 Jahre alte Angeklagte hat bereits gestanden, im März 2024 das tödliche Feuer in dem Mehrfamilienhaus gelegt zu haben. Dabei starb die aus Bulgarien stammende junge Familie, die im Dachgeschoss lebte. Das Motiv für die Tat ist aber weiter unklar.