Viele Raucherinnen und Raucher aus dem Elsass fahren über den Rhein, um in Deutschland billiger einzukaufen. Von der grenzüberschreitenden Schnäppchenjagd sind nicht alle begeistert.
„Profitez du prix“ („Profitieren Sie vom Preis“) – so und ähnlich machen Tabakgeschäfte in der badischen Grenzstadt Kehl auf sich aufmerksam. Die Kundschaft kommt fast ausschließlich aus dem benachbarten Elsass, um Schnäppchen zu ergattern – in den Läden wird durchgängig Französisch gesprochen.
Zigaretten wurden im laufenden Jahr in Frankreich wieder teurer, wie Medien berichteten. Die Unterschiede sind beträchtlich: Die Standardschachtel einer bekannten US-Marke ist in Kehl für etwa neun Euro zu haben, jenseits des Rheins sind 13 Euro fällig.
Französische Tabakwarenhändler beklagen einen unlauteren Wettbewerb, wie der regionale Verbandspräsident der „Buralistes“, Thierry Moreno, der Deutschen Presse-Agentur sagte. „Wir können nichts machen, weil der Markt komplett von der öffentlichen Hand reguliert wird. Wir haben sehr hohe Preise“, meinte er bedauernd mit Blick auf sein Heimatland.
Acht Tabakhändler schließen pro Jahr
Die Branche sei insbesondere in Grenzregionen in einer schwierigen Lage. In Schnitt schließen allein im Département Bas-Rhin – also im nördlichen Elsass – acht Händler pro Jahr für immer die Türen. „Wir waren zu Beginn des Jahrhunderts über 400, jetzt sind es nur noch 245“, rechnete Moreno vor. Die Händler versuchten, sich neue Bereiche zu erschließen, um der Krise zu begegnen. „Aber unsere DNA bleibt der Tabak.“
Ein Kiosk in Kehl registriert seit einiger Zeit wegen der Preissteigerungen in Frankreich etwas mehr Einkäufe der Nachbarn, wie eine Angestellte sagte. In einem anderen Geschäft fällt auf, dass Grenzgänger auf preisgünstigere Marken umsteigen. „Für starke Raucher summieren sich die Einkäufe auch bei uns“, hieß es dort. Es kommt vor, dass die erste Kippe bereits unmittelbar nach Verlassen des Geschäfts angezündet wird.
Händler: Kunden wollen keine Grenzkontrolle
Der Inhaber eines Ladens in Bahnhofsnähe bemängelte, dass gerade nachts Kundinnen und Kunden wegbleiben. Mehmet Tekinbas machte dafür die Grenzkontrollen verantwortlich, die von deutscher Seite wieder eingeführt wurden. „Kontrolliert zu werden, das mögen die Leute nicht“, lautete das Fazit des Geschäftsmanns aus dem Ortenaukreis. Die stationären Grenzkontrollen gibt es seit vergangenem September, auch an der Grenze zu Frankreich.
Französische Regierung will Tabakkonsum drücken
Die Preissteigerungen im Nachbarland sind aus Sicht der Pariser Regierung nötig, um den Tabakkonsum zu drücken. Dieser löse statistisch einen von acht Todesfällen im Land aus, argumentiert das Gesundheitsministerium auf seiner Internetseite. Betroffen seien damit 75.000 Menschen jährlich.