Mitte Februar war auf Sylt der Kadaver eines tonnenschweren Pottwals geborgen worden. Der Kiefer wird jetzt präpariert und ausgestellt – für die kostbaren Elfenbein-Zähne gibt es aber andere Pläne.

Rund fünf Wochen nachdem auf Sylt ein toter Pottwal geborgen und zerlegt wurde, wird der Unterkiefer des gigantischen Tieres von einem Spezialisten bei Bremerhaven präpariert. 

„Er liegt in einem Wasserbecken und wird auf 55 Grad erhitzt, dort bleibt der Kiefer ein paar Wochen, bis das Fleisch abfällt“, sagte Matthias Strasser, Geschäftsführer Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt, der Deutschen Presse-Agentur. Wenn der Knochen sauber ist, werde er danach entfettet. Der Präparator sei ein absoluter Spezialist für Wale und habe Erfahrung mit Pottwalen

Walkiefer bald auf Sylt zu sehen

Im Erlebniszentrum in List soll der große Kiefer ab dem Winter 2027/2028 im Rahmen einer Neugestaltung ausgestellt werden. Der gesamte Pottwal könne aufgrund seiner enormen Größe aus Platzgründen nicht ausgestellt werden, sagte Strasser. 

Geplant ist, dass der große Knochen zusammen mit dem Skelett eines präparierten Zwergwals ausgestellt wird, der 2014 in List angespült wurde. „Im Vergleich zwischen dem Unterkiefer des Pottwals und dem Zwergwal kann man die Unterschiede zwischen einem Zahnwal und einem Bartenwal gut sehen.“

Elfenbein-Zähne werden geschützt

Die wertvollen Zähne aus Elfenbein werden dann nicht an ihrem ursprünglichen Platz im Kiefer zu sehen sein, um möglichen Diebstählen vorzubeugen: „Es werden unechte Zähne eingesetzt, damit niemand in Versuchung gerät, sie mitzunehmen“, sagte Strasser. Sie werden demnach durch Zähne aus Kunststoff oder Holz ersetzt.

„Die Elfenbein-Zähne fallen bei der Präparation heraus, wenn das Fleisch abfällt“, sagte der Geschäftsführer. Einen Zahn möchte er in ein Zahnrätsel einbauen: Dabei können Besucher die Zähne von verschiedenen Meeressäugern vergleichen und raten, welcher Zahn zu welchem Tier gehört. 

Die ursprüngliche Idee, den Unterkiefer auf der Insel zu präparieren, sei verworfen worden, weil es zu aufwendig gewesen wäre. Vor Ort bei Bremerhaven könne der Präparator die Arbeitsschritte flexibler überwachen und betreuen. 

Walkiefer auf Sylt als Erstes abgetrennt

Der 14,3 Meter lange Walbulle war am 17. Februar vor Hörnum aus der Nordsee an Land gezogen worden. Experten einer Fachfirma hatten noch am Abend mit der Zerlegung begonnen und den Unterkiefer des gigantischen Tieres mit Messern, Kettensäge und Baggerschaufel abgetrennt. 

Zwei Tage hatten die Fachleute den toten Meeressäuger geborgen und zerteilt. Zahlreiche Schaulustige hatten die Aktion am Strand verfolgt.

Die zuvor mit einer Kettensäge zerteilten Stücke des Wal-Kadavers waren in speziellen Containern mit dem Autozug nach Jagel (Kreis Schleswig-Flensburg), südlich der dänischen Grenze, zur Tierkörperbeseitigung gebracht worden.

Proben werden in Büsum untersucht

Proben des 10 bis 15 Tonnen schweren Pottwal-Kadavers wurden zudem in das rund 70 Kilometer entfernte Büsum gebracht und sollen dort untersucht werden. Ein Team des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) möchte unter anderem die mögliche Todesursache sowie die Herkunft herausfinden. Daran beteiligen sind auch Experten der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

„Wir haben sehr viele Proben genommen, die brauchen jetzt Zeit für die Analyse“, sagte Joseph Schnitzler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ITAW, der Deutschen Presse-Agentur. Mit finalen Ergebnissen rechnet er frühestens Ende April.