Steigende Anforderungen an die Sicherheit und höhere Kosten für Personal und Technik machen Ausrichtern von Festen zu schaffen. Es gibt erste Absagen.
Das Frühjahr ist üblicherweise die Zeit der ersten größeren Feste unter freiem Himmel. Doch in diesem Jahr fallen einige Veranstaltungen aus oder werden zum letzten Mal gefeiert. Das hat meist mit gestiegenen Ausgaben und Auflagen zu tun.
Auflagen wegen „abstrakter Terrorgefahr„
In Marburg ist das Kirschblütenfest abgesagt worden. Maßgeblicher Grund sind nach Angaben des Stadtmarketings „die Zusatzkosten für die erhöhten Sicherheitsauflagen aufgrund der abstrakten Terrorgefahr“. Wegen der speziellen Situation in der Stresemannstraße im Südviertel, in der eigentlich gefeiert werden sollte, wäre es nötig gewesen, fünf Straßen abzusperren, was aufgrund der Sicherheitsanforderungen nur mit sehr hohem Aufwand umzusetzen gewesen wäre.
Aus ähnlichen Gründen hatte die Stadt bereits den Rosenmontagszug abgesagt. Gefeiert wurde stattdessen eine Straßenparty.
Kein Frühlingsfest in Frankfurt-Sossenheim
In Frankfurt ist der Stadtverwaltung nach eigenen Angaben im laufenden Jahr nur das Frühlingsfest im Stadtteil Sossenheim bekannt, das abgesagt wurde. Dies sei eine kleine Veranstaltung, die im Wesentlichen von den beteiligten Schaustellern getragen werde.
„Nach den jüngsten Ereignissen rund um das Thema Veranstaltungen im öffentlichen Raum“ müsste man das Fest neu betrachten und daraus unter Umständen Maßnahmen ableiten, erklärte eine Sprecherin der Tourismus+Congress GmbH Frankfurt. Dafür habe es keine Kapazitäten gegeben, sodass man sich für eine Aussetzung des Festes in diesem Jahr entschied.
Abschied vom „Grüne Soße Festival“
Zum vorerst letzten Mal soll im Mai das bekannte Frankfurter „Grüne Soße Festival“ stattfinden. Einer der Hauptgründe für das Aus seien die seit Jahren steigenden Kosten für Zeltbau, Technik und Logistik, teilten die Veranstalter mit. Hinzu kämen sinkende Sponsorengelder, weniger Ticketverkäufe und die Kosten für Servicepersonal und Spül-Logistik.
Finanzielle Unterstützung für Ausrichter
Veranstalter und Organisatoren großer Feste in Frankfurt können nach Angaben der Stadt Frankfurt finanzielle Unterstützung in Höhe von bis zu 150.000 Euro erhalten. Diese finanziellen Hilfen sollten dazu beitragen, dass bedeutende Feste auch in Zukunft erfolgreich veranstaltet werden können.
Für das Jahr 2025 liege das Budget bei 750.000 Euro. Zudem wolle sich der Magistrat dafür einsetzen, dass das Budget künftig an gestiegene Sicherheitsanforderungen angepasst werde.
Zweischneidiges Schwert
Volksfeste sind nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Hessen nicht nur als lokales Freizeitangebot interessant. Sie könnten auch ein starker Faktor für das Gastgewerbe sein, da sie in den ländlichen Räumen den Tourismus ankurbelten.
Allerdings seien größere Feste für die Branche auch ein zweischneidiges Schwert. „Während Beherbergungsbetriebe bei Volksfesten von einer höheren Auslastung profitieren können, muss dies nicht zwingend erfolgreich für die lokalen Gastronomen vor Ort sein“, erklärte der Dehoga-Hauptgeschäftsführer Gisbert Kern. Oftmals müssten lokale Gastronomen für Feste in Innenstädten ihre Außenflächen freiräumen und auf die Gäste verzichten.
Schaustellerverband besorgt
Für den hessischen Schaustellerverband stellen die vermehrten Absagen einen Anlass zur Sorge dar. Bislang seien in der Mehrzahl eher nicht-kommerzielle Veranstaltungen betroffen gewesen, sagte Roger Simak vom Landesverband für Markthandel und Schausteller Hessen. „Jetzt aber stellt sich in den letzten Tagen zunehmend heraus, dass dies auch unsere Volksfeste und Kirmessen betrifft, zuweilen sogar auch Wochenmärkte oder Flohmärkte.“
Oftmals würden Absagen kurzfristig erfolgen – für die betroffenen Schausteller gebe es dann keine Alternative, sagt Simak. „Der Umsatz bricht ersatzlos weg.“