Wer einen Kredit braucht, geht zur Bank. Aber wer zahlt das Schuldenpaket der Bundesregierung? Woher die Milliarden kommen und wie das staatliche Schuldenmachen funktioniert.
Wenn eine Privatperson ein Haus kaufen will, kann sie sich das fehlende Geld bei der Bank leihen. Kreditwürdig sollte man sein und Eigenkapital mitbringen. Dann setzt man seine Unterschrift unter einen Kreditvertrag, und die Bank zahlt die Summe aus. Das Geld muss man dann nebst Zinsen über einen Zeitraum von vielen Jahren zurückzahlen.
Wenn ein Staat wie Deutschland Kredite aufnehmen will, ist die Sache ein bisschen komplexer. Das liegt allein schon daran, dass der Kapitalbedarf um einige Dimensionen größer ist. Die künftige Bundesregierung möchte nicht nur ein Haus bauen, sondern Straßen, Brücken, Panzer und vieles mehr. Hunderte Milliarden Euro zusätzlicher Schulden sind geplant. Woher kommt das Geld, und wie funktioniert das staatliche Schuldenmachen?
So funktionieren Staatsanleihen
Der Staat leiht sich das Geld nicht bei einer einzelnen Bank, sondern am Kapitalmarkt. Das bedeutet: bei ganz vielen verschiedenen Investoren. Die kann der Finanzminister schon rein praktisch nicht alle einzeln anrufen und um Geld fragen. Deswegen ist das Prinzip andersrum: Der Staat bietet selbst Anleihen an, also Schuldverschreibungen in Form von Wertpapieren, und schaut, wer diese kauft. Das tun Banken, Versicherungen oder Rentenfonds. Bei den Banken wiederum können auch Privatpersonen die Anleihen erwerben.
Staatsanleihen verkauft die Bundesrepublik im Prinzip ständig – allein schon, um mit dem Erlös fällige Altschulden zu bezahlen. Neue Anleihen werden immer für eine feste Laufzeit ausgegeben, an deren Ende der Staat den Anlegern das Geld zurückzahlen muss. Außerdem muss er einen fixen jährlichen Zins zahlen, der zu Beginn festgelegt wurde. Wie hoch der ist, hängt maßgeblich vom allgemeinen Zinsniveau (Leitzinsen) und von der Kreditwürdigkeit des Staates ab. Je unzuverlässiger ein Staat erscheint, desto mehr Rendite muss er bieten, um Käufer für seine Anleihen zu finden. Deutschland gilt als sehr kreditwürdig und muss deswegen vergleichsweise geringe Zinsen zahlen.
Ewiger Schuldenkreislauf
Die deutschen Bundesanleihen laufen immer über sieben, zehn, 15 oder 30 Jahre und können in diesem Zeitraum auch von Anleger zu Anleger weiterverkauft werden. Daneben gibt es auch noch Bundesobligationen mit 5 Jahren Laufzeit und Bundesschatzanweisungen mit 2 Jahren Laufzeit. Am Ende der Laufzeit muss der Bund zwar jeweils diese Schulden konkret tilgen. Das macht er aber regelmäßig, in dem er wieder neue Anleihen ausgibt. Ein ewiger Kreislauf. Problematisch wird es, wenn der Schuldenstand so sehr steigt, dass die Kreditwürdigkeit des Staates sinkt, sodass neue Schulden immer teurer werden und die Zinslast immer schwerer zu stemmen wird.
Der Schuldenstand wird immer im Verhältnis zu Wirtschaftskraft eines Landes gemessen. Derzeit ist die Bundesrepublik mit rund 2,5 Billionen Euro verschuldet, was 63 Prozent der Wirtschaftsleistung entspricht. Das ist deutlich weniger als in anderen Ländern, der Schnitt im Euroraum liegt bei 87,5 Prozent. Allerdings hat allein schon die Ankündigung der Milliarden-Schuldenpläne ausgereicht, um die Renditen für deutsche Schulden nach oben zu treiben. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg innerhalb kürzester Zeit von 2,4 auf 2,8 Prozent.