Das US-Nationalarchiv hat auf Geheiß Donald Trumps bisher geheime Dokumente zum Attentat auf John F. Kennedy freigegeben. Ob sie große Enthüllungen bringen, ist unklar.
Das Nationalarchiv in den USA hat nach einer Anordnung von Präsident Donald Trump noch unter Verschluss gehaltene Akten über die Ermordung von Präsident John F. Kennedy im Jahr 1963 veröffentlicht. Demnach würden nun alle Dokumente freigegeben, „die zuvor wegen ihrer Klassifizierung zurückgehalten“ worden seien, hieß es.
„Es ist im nationalen Interesse, endlich alle Aufzeichnungen in Zusammenhang mit diesen Ermordungen unverzüglich freizugeben“, hieß es in der Anordnung vom Januar.
Auf der Webseite des Nationalarchivs fanden sich am Dienstagabend (Ortszeit) mehr als 1100 PDF-Dokumente. Die neue Veröffentlichung umfasse etwa 80.000 Seiten zuvor als geheim eingestufter Dokumente, die nun ohne Schwärzungen veröffentlicht würden, teilte das Büro der US-Geheimdienstkoordination mit. Es ist unklar, ob diese Dokumente neue Erkenntnisse über das Attentat liefern.
Die Dokumente können sowohl online als auch persönlich im Nationalarchiv in der Nähe der US-Hauptstadt Washington eingesehen werden. Dokumente, die derzeit nur vor Ort eingesehen werden könnten, würden digitalisiert und in den kommenden Tagen in das Online-Archiv gestellt, hieß es weiter.
„Weitere Dokumente, die unter Gerichtsbeschluss zurückgehalten werden oder der Geheimhaltungspflicht (…) unterliegen, müssen zunächst freigegeben werden“, hieß es weiter. Die Inhalte dieser Dokumente seien aber weitgehend bekannt.
Geheime Dokumente zu Kennedy: Fundgrube für Historiker
Nach Angaben des Nationalarchivs besteht die Sammlung der Akten zur Ermordung Kennedys bereits aus mehreren Millionen von Seiten, Fotografien, elektronischen Datenträgern, von denen die meisten der Öffentlichkeit bereits vor der neuen Veröffentlichung zugänglich waren. Einige Akten würden aber unter Verschluss gehalten, da ihre Freigabe die militärische Verteidigung, Geheimdienstoperationen, Strafverfolgung oder außenpolitische Beziehungen gefährden könnte.
Historiker untersuchen nun die neuen Dokumente – es dürfte aber etwas dauern, bis diese Arbeit vollendet ist. Dass die Dokumente bahnbrechende Enthüllungen über das Attentat bringen werden, wird eher nicht erwartet. Um das Attentat auf den charismatischen 35. US-Präsidenten, das damals weltweit Fassungslosigkeit ausgelöst hatte, ranken sich bis heute zahlreiche Verschwörungstheorien. Kennedy war am 22. November 1963 im texanischen Dallas bei einer Fahrt im offenen Wagen von Schüssen tödlich getroffen worden.
Misstrauen hält sich hartnäckig
Eine Untersuchungskommission kam zu dem Schluss, dass der Attentäter Lee Harvey Oswald allein gehandelt habe. Doch Oswald konnte nie vor Gericht aussagen – nur zwei Tage nach dem Attentat wurde er vom Nachtclubbesitzer Jack Ruby erschossen. Bis heute gibt es keine stichhaltigen Beweise, die der offiziellen Version widersprechen. Dennoch hält sich das Misstrauen hartnäckig. Über all die Jahre machten etliche alternative Thesen die Runde.
Trump hatte bereits während seiner ersten Amtszeit angekündigt, die Kennedy-Akten vollständig offenzulegen. 2017 wurden einige bislang geheime Dokumente veröffentlicht. Doch auf Drängen der CIA und des FBI entschied Trump, bestimmte Unterlagen weiterhin geheim zu halten, da die Behörden Sicherheitsbedenken äußerten. Sein Nachfolger Joe Biden gab später Tausende weitere Dokumente frei – allerdings nicht alle.
Freigabe von Dokumenten zu Robert F. Kennedy und Martin Luther King Jr. soll folgen
Auch Akten von John F. Kennedy Bruder. Robert F. Kennedy, und des Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. sollen später freigegeben werden.
1968, fünf Jahre nach dem Attentat auf „JFK“, fiel auch Robert F. Kennedy einem Attentat zum Opfer: Er wurde in der Nacht zum 5. Juni 1968 in Los Angeles niedergeschossen und erlag einen Tag später seinen Verletzungen. Zu diesem Zeitpunkt war er aussichtsreicher Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei und auch auf den Wahlsieg.
Der Pastor und Bürgerrechtler Martin Luther King war zwei Monate zuvor am 4. April 1968 in Memphis ermordet worden. James Earl Ray war wegen der Ermordung verurteilt worden und starb 1998 im Gefängnis – doch Kings Kinder hatten in der Vergangenheit Zweifel geäußert, ob Ray wirklich der Täter war.