Ein Albtraum spielt sich am Flughafen in Washington ab. Eine Passagiermaschine kollidiert mit einem Hubschrauber. Überlebende wurden bislang nicht gefunden.

Es ist eine gespenstische Szene in Washington mitten in der Nacht zum Donnerstag: Entlang des Ufers vom Potomac-Fluss heulen Sirenen, ihr schrilles Echo trägt sich über das Wasser – dort spiegeln sich rote und blaue Lichter. Einsatzkräfte suchen fieberhaft nach Überlenden, denn es hat sich ein schreckliches Flugzeugunglück ereignet. 

Nahe dem Ronald-Reagan-Airport (DCA) ist eine Passagiermaschine mit 64 Menschen an Bord beim Landeanflug mit einem US-Militärhubschrauber kollidiert. Viele Tote werden befürchtet. Feuerwehrboote sind im Einsatz, Rettungskräfte durchsuchen sowohl das Wasser als auch das Ufergebiet. 

Mehr als ein Dutzend Leichen gefunden

Noch in der Nacht bergen Einsatzkräfte US-Medienberichten zufolge mehr als ein Dutzend Leichen. CBS berief sich auf einen Polizisten vor Ort und sprach von mindestens 18 geborgenen Leichen. NBC sprach von „mehr als einem Dutzend“ Toten. Es seien bislang keine Überlebenden gefunden worden. 

Zur Identität der Passagiere gab es zunächst keine offiziellen Angaben. Laut US-Medien waren mehrere Eiskunstläufer, Trainer sowie deren Angehörige an Bord. Sie seien auf der Rückreise von einem Trainingslager gewesen, das im Rahmen der nationalen Meisterschaften in Wichita im Bundesstaat Kansas stattgefunden habe, hieß es. Die Zeitung „The Wichita Eagle“ berichtete, es habe sich um ein Trainingscamp für junge Nachwuchstalente gehandelt.

FS Washington Flugzeugabsturz 8:37

Die Temperaturen erschweren die Arbeiten und die Lage – in den vergangenen Tagen lagen sie weit unter dem Gefrierpunkt, erst zu Wochenbeginn wurde es merklich wärmer. Das Wasser des Flusses ist immer noch klirrend kalt und an einigen Stellen gefroren. In kaltem Wasser können Menschen nicht lange überleben.

Rettungsarbeiten in Washington könnten sich noch Tage hinziehen

Die Arbeit für die Rettungskräfte gestaltet sich nach Schilderung von Bürgermeisterin Muriel Bowser und Feuerwehrchef John Donnelly in der Dunkelheit und im sehr kalten Flusswasser extrem schwierig. Laut Donnelly waren rund 300 Rettungskräfte am Unglücksort im Einsatz. Die Rettungsarbeiten könnten sich noch Tage hinziehen.

Rund um den Flughafen rasen Fahrzeuge mit blinkenden Lichtern in alle Richtungen, wie Reporterinnen der Nachrichtenagentur DPA berichten. Über dem Fluss fliegen Hubschrauber. 

Eiskunstläufer und Angehörige sollen unter den Opfern des Flugzeugabsturzes sein

Auf der Plattform X verbreitete sich kurz nach dem Unglück ein Video, auf dem ein großer Feuerball am dunklen Himmel zu sehen war. Auch aus der Ferne sieht die Szene zwischen dem Hauptstadtflughafen und der nahegelegenen Stadt Alexandria im Bundesstaat Virginia dramatisch aus. Im ganzen Großraum Washingtons sind Sirenen zu hören.

Hubschrauber war wohl auf Übungsflug

Laut Luftfahrtbehörde FAA handelte es sich bei dem Passagierflugzeug um eine Maschine des Typs Bombardier CRJ700 von American Airlines, die in der Stadt Wichita im Bundesstaat Kansas gestartet war. Der Hubschrauber war nach Angaben des Pentagons ein UH-60-Hubschrauber, ein Modell aus einer Familie militärischer Mehrzweckhubschrauber. Dem Pentagon zufolge war der Hubschrauber auf einem Übungsflug.

Der Sender CNN berichtete unter Berufung auf einen Beamten des Verteidigungsministeriums, dass sich drei Personen an Bord befunden hätten. Da in Hubschraubern über der US-Hauptstadt häufig Politiker und hochrangige Militärangehörige reisen, stellte der Beamte klar, dass sich kein „VIP“ an Bord befunden habe. 

Donald Trump: Möge Gott ihre Seelen segnen

Der Luftraum über Washington ist stark frequentiert – neben dem zivilen Flugverkehr sind hier häufig Militärmaschinen und Regierungsflugzeuge unterwegs.

Wie groß das Ausmaß des Unglücks war, blieb zunächst unklar. Die Bundespolizei FBI teilte nach Angaben des Senders NBC News mit, es gebe keine Hinweise auf Kriminalität oder Terrorismus.

US-Präsident Donald Trump teilte über seine Sprecherin mit: „Möge Gott ihre Seelen segnen“, hieß es in der Stellungnahme weiter. Auf seinem Portal „Truth Social“ schrieb er zudem, dass der Hubschrauber über einen längeren Zeitraum direkt auf das Flugzeug zugeflogen sei. „Es ist eine klare Nacht, die Lichter des Flugzeugs leuchteten, warum ist der Hubschrauber nicht hoch oder runter gegangen oder hat gedreht?“ Der Tower hätte dem Helikopter sagen müssen, was er tun soll, anstatt zu fragen, ob er das Flugzeug gesehen hat. „Das ist eine schlimme Situation, die anscheinend hätte verhindert werden müssen. NICHT GUT!!!“

Nach ersten Einschätzungen von Flugexperten dürfte der Hubschrauberpilot für das Unglück verantwortlich sein. Denn die American-Airlines-Maschine befand sich im Landeanflug, was strikt nach Vorschrift auf vorgegebenen Routen passiert. Deren Pilot hatte daher kein Handlungsspielraum. Möglicherweise konnte die Helikopter-Besatzung die Lichter des Flugzeugs nicht erkennen, weil die Nachbarstädte Washington und Arlington selbst sehr viel Licht abstrahlen. 

Flughafenbetrieb eingestellt

Zuvor hatte sich bereits Trumps Stellvertreter J.D. Vance zu Wort gemeldet. „Bitte betet für alle, die heute Abend in die Kollision in der Nähe des Reagan-Flughafens verwickelt waren“, schrieb der Vizepräsident bei X. „Wir beobachten die Situation, aber hoffen wir erst einmal das Beste.“

Polizei und Feuerwehr am Washington National Airport
© Mark Schiefelbein

Zuletzt stürzte in den USA im Jahr 2009 ein Passagierflugzeug mit einer vergleichbaren Anzahl an Menschen an Bord ab – in der Nähe von Buffalo im Bundesstaat New York. Damals kamen alle 49 Insassen sowie eine Person am Boden ums Leben.

Der Flughafen hat nach dem Absturz den Betrieb eingestellt, er soll bis mindestens Donnerstagvormittag geschlossen bleiben.

Der stark frequentierte Flughafen DCA befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum am Fluss Potomac und bedient hauptsächlich Inlandsflüge.

Dieser Beitrag wird fortlaufend aktualisiert, d.Red.