Die Havarie des Öltankers „Eventin“ hat nicht nur für Schlagzeilen gesorgt, sondern auch Schiffsbesatzungen in Atem gehalten. Darunter ein langjähriger Schlepperkapitän.
Die Sicherung des vor Rügen havarierten Öltankers „Eventin“ ist auch für einen der beteiligten langjährigen Schlepperkapitäne kein alltäglicher Einsatz gewesen. „Wir haben versucht, den Tanker so gut wie möglich zu stabilisieren“, sagte Nikolay Mihaylov der Deutschen Presse-Agentur. Er ist Kapitän auf der „VB Luca“, die zur Schlepperflotte des LNG-Terminals in Mukran gehört, das die Deutsche Regas betreibt.
Die Sicherung bei teils drei Meter hohen Wellen und stürmischem Wetter sei nicht ungefährlich gewesen. Zweimal sei die Schleppleine beschädigt worden und seine Verbindung zur „Eventin“ verloren gegangen. Dabei hätten aber andere Schiffe die Verbindung gehalten.
Seit 13 Jahren Schlepperkapitän
Der 50-Jährige fährt nach eigener Aussage seit acht Monaten im Auftrag der Deutschen Regas im Rahmen des Terminalbetriebs in Mukran. Seit 13 Jahren sei er Schlepperkapitän. Während der Zeit war er nach eigener Aussage nur einmal zuvor an einem Rettungseinsatz beteiligt. Der sei im Vergleich zum „Eventin“-Einsatz eine Schönwetter-Aktion gewesen.
In der Nacht zum 10. Januar waren auf dem mit fast 100.000 Tonnen Öl beladenen Tanker unweit Rügens alle Systeme ausgefallen. Stundenlang trieb er manövrierunfähig in der Ostsee.
Am Nachmittag des 10. Januar habe die Eignerfirma des Schleppers angefragt, ob man helfen könne, erinnerte sich Mihaylov. Seiner und die anderen Schlepper des Terminals befanden sich vergleichsweise dicht bei dem Havaristen. Zum Zeitpunkt des Hilfegesuchs hatte bereits ein anderer Schlepper eine Verbindung zu dem Tanker.
„Wetter wurde schlechter und schlechter“
Mihaylov sei ausgelaufen und habe ebenfalls eine Verbindung hergestellt. Die „Eventin“ sei dann mit drei Schiffen gesichert worden – zwei vorne und die „VB Luca“ am Heck. Verantwortlich für den Einsatz war das Havariekommando. Das wollte das 274 Meter lange Schiff angesichts einer Starkwind-Warnung des Deutschen Wetterdienstes Richtung Osten weiter weg von der Küste bewegen.
„Das Wetter wurde schlechter und schlechter“, erinnerte sich Mihaylov, aber: „das Schiff war immer unter Kontrolle“. Der Tanker sei stets mit mindestens zwei Schiffen verbunden gewesen. Auch ein weiterer Schlepper des Terminals war im Einsatz. Zwischenzeitlich wurden auch die Crews ausgetauscht.
Im Laufe des 11. Januar entschied das Havariekommando, den Tanker dichter an die Küste zu schleppen. Er wurde bis zum Morgen des Folgetags auf eine Position wenige Kilometer vor Sassnitz gebracht. Auch in den Folgetagen halfen Schlepper des Terminals bei der Sicherung des Tankers.
Mittlerweile läuft die Hauptmaschine des Schiffes zwar wieder und der Kapitän hat bereits um Erlaubnis zum Auslaufen gebeten. Deutsche Behörden haben dies allerdings bislang untersagt. Nach Behördenangaben laufen technische und Zollprüfungen.