Die Volocopter-Gründer äußern sich erstmals zur Insolvenz des Flugtaxi-Unternehmens. Für die Krise machen sie vor allem einen Faktor verantwortlich: die Rahmenbedingungen in Deutschland.
Nach der Insolvenz von Volocopter melden sich die Gründer des Flugtaxi-Pioniers erstmals zu Wort – und machen die deutsche Politik mitverantwortlich für die Krise des Start-ups.
„Es ist eine Schande für Deutschland, dass Firmen wie Lilium und Volocopter, die Hochtechnologie entwickelt haben, einfach vom deutschen Staat fallen gelassen werden“, sagte Mitgründer Alexander Zosel im Interview.
Volocopter hatte am zweiten Weihnachtstag Insolvenz angemeldet, nachdem eine Anschlussfinanzierung der Investoren offenbar ausgeblieben war. Zuvor hatte das Start-up monatelang über eine staatliche Bürgschaft in Höhe von 150 Mio. Euro von Bund und Ländern verhandelt, die allerdings im Frühjahr 2024 scheiterte.
Angeblich „kein Risiko“ bei Volocopter für Steuerzahler
Zosel äußerte Unverständnis über die Absagen von Baden-Württemberg, Bayern und der Bundesregierung. „Aus meiner Sicht bestand kein Risiko für den Steuerzahler“, sagte der ehemalige CEO und Aufsichtsrat des Start-ups. Schließlich seien die Flugtaxis erprobt und stünden kurz vor der Zulassung. „In den USA oder China werden solche Projekte massiv unterstützt“, so Zosel.
Der Unternehmer hat Volocopter im Jahr 2011 mit dem Informatiker Stephan Wolf und Ingenieur Thomas Senkel in Karlsruhe gegründet. Alle drei sind vor mehreren Jahren aus dem Unternehmen ausgeschieden, Zosel und Wolf halten allerdings noch Anteile.
„In anderen Ländern ist es einfacher“
Thomas Senkel, Konstrukteur und Pilot des ersten Volocopters, übte im Gespräch mit Capital ebenfalls Kritik an den Rahmenbedingungen in Deutschland. Er sieht die Probleme allerdings in den bürokratischen Hürden:
„Die Latte liegt sehr hoch, um die Anforderungen für die Zulassung zu erfüllen. In anderen Ländern ist es einfacher“, sagte Senkel. Er selbst hätte sich eine Innovationspolitik mit weniger Regeln und Beschränkungen gewünscht. „In Deutschland hatte ich von vorneherein das Gefühl, dass man uns Steine in den Weg legt“, sagte der Unternehmer.
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Senkel warnte zudem vor den Folgen einer zu restriktiven Haltung: „Wenn Deutschland nicht mehr mitspielt, werden die USA oder China das Rennen machen. Ein Stück weit wäre das schon eine vertane Chance für Deutschland.“
Suche nach neuen Investoren
Volocopter soll im Rahmen eines Insolvenzverfahrens restrukturiert werden und sucht aktuell nach neuen Investoren. Der Geschäftsbetrieb und die Tests für die Zulassungen würden normal weiterlaufen, heißt es vom Unternehmen.
Beide Gründer zeigten sich daher optimistisch, dass ihre Flugtaxis in der ein oder anderen Form eine Zukunft haben. „Es wäre absolut dämlich, dieses Projekt fallen zu lassen“, sagte Zosel.