Mehr Polizeipräsenz, verstärkte Kontrollen, ein passgenauer Personaleinsatz – die Polizei berichtet von positiven Erfahrungen mit der „Innenstadtoffensive“. Zwei Städte sind neu im Bunde.

Seit einem knappen Jahr will die hessische Polizei mit der von der Landesregierung ausgerufenen Innenstadtoffensive durch erhöhte Präsenz und Kontrolldruck für mehr Sicherheit in den Stadtzentren sorgen. Die öffentliche Aufmerksamkeit liegt dabei häufig auf Razzien in Schwerpunktgebieten wie dem Frankfurter Bahnhofsviertel. Doch auch abseits der größeren Städte tut sich etwas.

Nicht von Anfang an, aber seit vergangenem August sind Bad Hersfeld und Biedenkopf bei dem Programm dabei. Die bisherigen Erfahrungen in den beiden Städten sind gut, wie eine Nachfrage bei den zuständigen Polizeipräsidien ergab.

Bevölkerung reagiert positiv auf höhere Polizeipräsenz 

Diese sichtbare Polizeipräsenz im Zuge der Innenstadtoffensive werde von der Bevölkerung in Bad Hersfeld vorwiegend positiv wahrgenommen, berichtet Dominik Möller, Sprecher des Polizeipräsidiums Osthessen. Das gelte auch für die Stadt Fulda, die von Beginn an Teil der Initiative ist. 

Durch die häufigeren Streifen werde die Polizei verstärkt als „Freund und Helfer“ wahrgenommen, sagt Möller. Die Beamtinnen und Beamten erfahren dabei quasi auf dem kleinen Dienstweg, wenn Menschen irgendwo der Schuh drückt. „Die Polizei ist ansprechbar und nahbar“, betont Möller.

Verstärkte Polizeiarbeit zeigt Wirkung 

Bei den Begegnungen mit den Bürgerinnen und Bürger reiche die Palette vom kurzen Gruß bis hin zum Informationsaustausch und mitunter sogar zu ausführlichen Beratungsgesprächen. Die Streifenbesatzungen bekämen bei den Kontakten oft Wertschätzung für ihre Arbeit zu hören, berichtet Möller: Worte wie „schön, Sie zu sehen!“ oder „Danke für Ihre geleistete Arbeit“.

Erwischte Diebe und Verkehrssünder werden die erhöhte Polizeipräsenz vermutlich ganz anders bewerten. So konnte eine Polizeistreife bei der Innenstadtoffensive in Bad Hersfeld einen mutmaßlichen Verdächtigen kurz nach einem Messerangriff festnehmen. Ein Autofahrer, der unter Alkoholeinfluss in einem gestohlenen Fahrzeug unterwegs war, fiel einer anderen Streife auf und wurde dingfest gemacht.

Bürgermeisterin: positive Rückmeldungen aus Bevölkerung

Die Bürgermeisterin der Kreisstadt, Anke Hoffmann (parteilos), erklärte, die Sicherheit und das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger hätten oberste Priorität. „Um diese zu gewährleisten, ist als ein Baustein auch die Sichtbarkeit und Präsenz der Polizei unerlässlich“ betont sie. Die Rückmeldungen, die selbst und ihre Mitarbeitenden aus der Bevölkerung erhalten, seien durchweg positiv. 

„Das freut mich natürlich sehr“, sagt Hoffmann. „Ich wünsche mir, dass es aufgrund der Innenstadtoffensive gelingt, Straftaten zu verhindern.“

Konzept soll fortgesetzt werden

„Die Innenstadtoffensive hat sich im Jahr 2024 erfolgreich etabliert. Daher wird das Konzept auch 2025 fortgeführt und in der Ausgestaltung stetig überprüft und bei Bedarf angepasst“, erklärt der Polizeisprecher. Die Polizei vor Ort werde durch Kräfte des Hessischen Polizeipräsidiums Einsatz unterstützt. Außerdem gehe es darum, die vorhandenen Personalressourcen zielgerichtet einzusetzen.

Die Stadt Biedenkopf hatte sich nach Polizeiangaben in das Programm aufnehmen lassen, nachdem es im Stadtgebiet mehrfach zu öffentlichen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Personengruppen und dabei auch zu Straftaten gekommen war. Diese Streitigkeiten hatten zwischen Februar und Juli vergangenen Jahres auch mehrere Polizeieinsätze zur Folge, das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger in der mittelhessischen Stadt sei beeinträchtigt gewesen, teilte eine Sprecherin des zuständigen Polizeipräsidiums Gießen auf Anfrage mit. 

Wie im Rahmen der Innenstadtoffensive vorgesehen, seien zudem in Biedenkopf verstärkt Gaststätten und Spielotheken kontrolliert und zusätzliche Streifengänge vorgenommen worden. Dies werde „von der Bevölkerung sehr positiv wahrgenommen“, so die Sprecherin.

Zwölf Städte seit Beginn dabei

Die Städte Darmstadt, Frankfurt, Fulda, Gießen, Hanau, Kassel, Limburg, Marburg, Offenbach, Rüsselsheim, Wetzlar und Wiesbaden sind seit Beginn Teil des Programms. Auch für Gießen berichtete das Polizeipräsidium Mittelhessen von guten Erfahrungen mit der Innenstadtoffensive und verwies auf das Ziel eines passgenaueren Einsatzes personeller Ressourcen. Im Einzugsgebiet des Polizeipräsidiums Mittelhessen seien im vergangenen Jahr zwischen rund 100 bis zu über 600 Einsatzkräfte monatlich im Einsatz gewesen, hieß es.

Poseck: Sicherheit ist Daueraufgabe

Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) hatte bereits vor Kurzem angekündigt, die Innenstadtoffensive in diesem Jahr „mit Hochdruck“ fortzusetzen, „denn Sicherheit ist eine Daueraufgabe“. 

Das Innenministerium will zukünftig auch die erweiterten Möglichkeiten des hessischen Polizeirechts, zum Beispiel den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Videoüberwachung, nutzen. „Die Innenstadtoffensive wirkt. Die Polizei bleibt auch in diesem Jahr in allen Städten dran und wird den Kontrolldruck weiter hochhalten“, sagte der Minister.