Künstler sollen den Reichsadler am Ulmer Finanzamt neu gestalten. Doch das Steintier zerfällt langsam. Nun sollen die Anforderungen an die Künstler angepasst werden.
Die witterungsbedingten Schäden am Reichsadler am Finanzamt Ulm sollen in den derzeit laufenden Kunstwettbewerb zur Neugestaltung des NS-Überbleibsels einfließen. „Der Substanzverlust wird Teil der künstlerischen Auseinandersetzung sein“, teilte Diana Marquardt mit, stellvertretende Ulmer Amtsleiterin des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg.
Sechs Künstler sollen demnach bis Ende April ihre Entwürfe abgeben. Das Honorar pro Entwurf liegt bei 1.000 Euro. Für die Umsetzung des Siegerentwurfs bekommt der ausgewählte Künstler oder die Künstlergruppe 15.000 Euro. Die Entscheidung darüber solle im Sommer gefällt werden, sagte Marquardt. Ursprünglich hatten sich laut Behörde rund 70 Künstler beworben.
Im November und im Dezember waren Schäden an dem rund 2,70 Meter breiten und rund 1,70 Meter hohen Reichsadler festgestellt worden. Ein Restaurator stellte fest, dass es sich um witterungs- und altersbedingte Abplatzungen handele, wie das Amt Ulm als Eigentümer des Gebäudes mitteilte. Der Reichsadler wird aktuell durch ein Netz abgesichert. Weitere Maßnahmen sind demnach vorerst nicht geplant.
Kein Täter laut Staatsanwaltschaft ermittelt
Nach einer Anzeige wegen Sachbeschädigung durch einen Mitarbeiter des Finanzamtes wird das Verfahren noch gegen Unbekannt geführt, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mitteilte. Ein Täter sei nicht ermittelt worden.
Zum Hintergrund des Wettbewerbs hatte der damalige Amtsleiter Tilmann Häcker im vergangenen Jahr gesagt: „Die künstlerische Befassung und Auseinandersetzung ist eben auch ein gesellschaftlicher Beitrag, der an dieser Stelle der Historie Rechnung tragen soll.“ Damit gehe auch eine wichtige Beschäftigung der Öffentlichkeit mit dem Thema einher. Dazu soll es demnach eine Erklärtafel geben.
Der Reichsadler wurde schon vor Jahren mit roter Farbe beworfen. Die Täter wurden laut Häcker nicht gefasst.