Der Bodensee ist Trinkwasserspeicher für Millionen Menschen. Doch eine Muschel sorgt für Probleme, weil sie die Leitungen verstopft. Kann man ihre Ausbreitung noch verhindern?
Sie ist vier Zentimeter klein und verbreitet sich schnell: Die eingeschleppte Quagga-Muschel besiedelt immer weiter den Bodensee. In Wassertiefen von 10 bis 30 Metern finde man mittlerweile bis zu 25.000 Muscheln pro Quadratmeter, teilte das baden-württembergische Umweltministerium in Stuttgart mit. „Analysen deuten darauf hin, dass die Biomasse der Quagga-Muschel im Bodensee in den nächsten 25 Jahren voraussichtlich weiter massiv zunehmen wird.“
Informationskampagne geplant
In der kommenden Saison plant das Umweltministerium eine verstärkte Öffentlichkeitskampagne. Baden-Württemberg übernimmt im Jahr 2025 den Vorsitz der Internationalen Bodensee-Konferenz. Mit Flyern und Plakaten sollen Bootsbesitzer rund um den See über die Notwendigkeit von Reinigungsmaßnahmen und deren Hintergründe informiert werden.
Nur mit einer konsequenten Reinigung von Booten könne eine Verschleppung der Muscheln in weitere Gewässer verhindert werden. „Dabei helfen Maßnahmen wie Reinigen, Leeren und Trocknen von Booten und anderen Gegenständen, um vor einem Gewässerwechsel Quagga-Muscheln und insbesondere Larven wirksam zu entfernen.“
Verstopfte Wasserleitungen
Die Muscheln machen nicht nur dem Ökosystem zu schaffen, sie verstopfen auch die Leitungen der Bodensee-Wasserwerke, die Trinkwasser für Millionen Menschen liefern. Die Larven der Quagga-Muscheln schwimmen laut der Bodensee-Wasserversorgung in die Leitungen und setzen sich als Muscheln auf und in den Entnahmeleitungen und Förderanlagen fest. Einfluss auf die Qualität des Wassers haben die Eindringlinge demnach nicht.
Mit speziellen Filtern, größeren Leitungen und neuen Reinigungsmethoden nehmen die Wasserversorger den Kampf gegen den vor rund zehn Jahren aus dem Schwarzmeerraum eingeschleppten Eindringling auf.
Laut einer Studie der Universität Konstanz könnte die invasive Muschel im Bodensee Schäden in Millionenhöhe verursachen. Auch am Genfer See und am Bielersee sei sie schon angekommen. Der Zürichsee sei dagegen noch frei von Quagga-Muscheln. In bereits befallenen Gebieten kann die Ausbreitung laut einem der Studienautoren nicht mehr aufgehalten werden.
Laut dem Umweltministerium wird weltweit an Methoden zur Bekämpfung der Quagga-Muschel geforscht. Nach aktuellem Kenntnisstand gebe es bislang keine wissenschaftlich erprobten Methoden, hieß es. „Wichtig ist deshalb, die Verschleppung in andere Gewässer zu vermeiden.“