Das Landeskriminalamt hat Gewalttaten gegen Polizisten im Jahr 2023 untersucht und ein neues Lagebild erstellt. Die Zahlen steigen an, der Innenminister ist besorgt.

Gewalttaten gegen Polizisten haben 2023 in NRW im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen (+18,94 Prozent). Die Zahl lag bei 9.829 Fällen. Das geht aus dem neuen Lagebild „Gewalt gegen Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamte“ des Landeskriminalamts hervor. Laut Innenminister Herbert Reul (CDU) werden im Schnitt jeden Tag 65 Polizisten Opfer von Gewalt.

Belastbare Zahlen für das Jahr 2024 liegen noch nicht vor, das Landeskriminalamt (LKA) greift für sein aktuelles Lagebild daher auf die Statistik für 2023 zurück. Die Aufklärungsquote lag bei 96,87 Prozent (2022: 98,57 Prozent).

Anstieg bei ausländischen Tätern – insgesamt aber mehr deutsche

Die Anzahl deutscher Tatverdächtiger stieg um 11,18 Prozent auf 5.499 Personen an. Bei ausländischen Verdächtigen war der Anstieg mit 24,17 Prozent wesentlich höher, insgesamt waren es aber weniger Täter (2.959) als deutsche. 52 Verdächtige waren unter 14 Jahren alt – 13,04 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch die Tatverdächtigen der 14- bis unter 18-Jährigen erhöhte sich von 492 auf 547 (+11,18 Prozent). 

In den meisten Fällen wurde wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt (57,4 Prozent) oder wegen tätlicher Angriffe auf Vollstreckungsbeamte (29,8 Prozent). In 16 Fällen wurden Polizisten mit einer Schusswaffe bedroht, in neun Fällen wurde auf sie geschossen. Insgesamt wurden im Jahr 2023 im 4.514 Polizisten verletzt, 24 davon schwer.

Übrigens: Auch die Räumung des Braunkohledorfs Lützerath schlägt sich in der Statistik für das Jahr 2023 wieder: So stieg die Anzahl politisch motivierter Kriminalität im Zusammenhang mit Gewalt gegen Polizisten von 116 Fällen (2022) auf 250 Fälle. Ein Zuwachs von 215 Prozent.

Reul: „Respekt bei ganz vielen auf der Strecke geblieben „

Innenminister Reul sagte der dpa: „2023 sind jeden Tag durchschnittlich 65 Polizistinnen und Polizisten in NRW Opfer von Gewalt geworden. Das sind erschütternde Zahlen, die zeigen, dass es dort draußen immer rauer wird und der Respekt bei ganz vielen auf der Strecke geblieben ist.“

Reul betonte: „Die wachsende Bereitschaft, Menschen mit Gewalt zu begegnen, macht mir Sorgen. Ich finde es traurig, dass Einsatzkräften statt Dank immer mehr Hass entgegengebracht wird. Wir dürfen nicht zulassen, dass Gewalt zu einer gewissen Normalität wird. Wer die attackiert, die uns schützen, greift uns alle an.“