Knapp drei Wochen dauerte die spektakuläre Flucht von vier Straftätern aus dem Bezirkskrankenhaus Straubing. Die Aufarbeitung des Vorfalls läuft noch, doch der Chefarzt zieht schon Zwischenbilanz.

Nach der wochenlangen Flucht von vier Straftätern aus dem Bezirkskrankenhaus (BKH) Straubing gibt es laut dem Chefarzt bisher keine Hinweise auf systematische Fehler im Klinikum. Neben einer internen Prüfung laufe auch eine externe Untersuchung des Vorfalls durch ein unabhängiges Institut in Wiesbaden, sagte der Ärztliche Direktor Joachim Nitschke im niederbayerischen Bezirkstag. „Bisher hat jedoch weder die interne noch die externe Prüfung systematische Fehler ergeben.“

Vier Straftäter hatten Mitte August auf einer besonders gesicherten Station einen Mitarbeiter überwältigt und ihn unter anderem mit dem spitzen Bruchstück eines Kunststoffspiegels bedroht. So erzwang das Quartett die Öffnung der Sicherheitsschleuse. Nach mehreren Wochen wurden die Täter in Österreich und der Türkei gefasst, inzwischen sitzen sie im Gefängnis.

Ohne Therapieerfolg leichter ins Gefängnis?

Nitschke betonte im Bezirkstag, die Sicherheit der Mitarbeiter und der Bevölkerung habe in dieser Lage „höchste Priorität“ gehabt. Im Nachgang habe das Krankenhaus unter anderem Kunststoffspiegel verboten. Zudem dürften Mitarbeiter gefährdete Bereiche nur noch zu zweit betreten.

Laut Nitschke arbeitet zudem eine Gruppe von Vertretern des bayerischen Justiz- und Sozialministeriums, Fachaufsicht, Staatsanwälten und Maßregelvollzug an „rechtskonformen Lösungen“, um Suchtpatienten schneller ins Gefängnis zu verlegen, wenn eine Therapie aussichtslos erscheint. „Das ist uns ein großes Anliegen“, sagte Nitschke.