Donald Trump will mit Amtsantritt alle Importe aus Mexiko und Kanada mit hohen Zöllen belegen. Das könnte die Lage für die deutsche Autoindustrie weiter verschlimmern.
Der designierte US-Präsident Donald Trump will bereits an seinem ersten Amtstag auf alle Importe aus Mexiko und Kanada einen hohen Zoll erheben. „Am 20. Januar werde ich als eine meiner ersten Amtshandlungen alle notwendigen Dokumente unterzeichnen, um Mexiko und Kanada mit einem Zoll von 25 Prozent auf ALLE Produkte zu belegen, die in die USA kommen“, schrieb Trump auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social.
Die Zölle begründete er damit, dass Einwanderer über diese beiden Grenzen in die Vereinigten Staaten kämen und Kriminalität und Drogen mitbrächten. Die Zölle sollen so lange in Kraft bleiben, bis beide Länder entschieden gegen diese Probleme vorgehen. Claudia Schmucker, Leiterin des Zentrums für Geopolitik, Geoökonomie und Technologie bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), hält Trumps Ankündigung für eine Verhandlungstaktik. „Vermutlich erhofft sich Trump dadurch, dass Kanada und Mexiko schnell auf dieses Thema reagieren“, sagt die Expertin. „Das könnte er dann bei seinem Amtsantritt als Sieg über die Handelspartner verkünden.“ Der designierte US-Präsident nutze den wirtschaftlichen Hebel, um politische Ziele zu erreichen.
PAID – Interview Torben Lütjen USA – 8.15 Uhr
Deutsche Automobilindustrie direkt betroffen
Trump fokussiert sich mit seiner Ankündigung nicht auf einzelne Sektoren, sondern will sämtliche Importwaren aus Kanada und Mexiko belasten – beide Länder sind wirtschaftlich stark abhängig vom amerikanischen Markt. Die Zölle gegenüber den Nachbarländern der USA könnten sich auch auf Deutschland auswirken, vor allem auf die deutsche Automobilindustrie. In beiden Ländern sitzen zahlreiche Zulieferer; Vorprodukte und Komponenten für Produktionen in den USA könnten damit deutlich teurer werden.
In Mexiko haben Volkswagen, Audi und BMW auch Werke, um von dort aus fertige Fahrzeuge in die USA zu verkaufen und sich den Zugang zum nordamerikanischen Markt zu sichern. In Kanada baut Volkswagen außerdem ein Batteriewerk, das ab 2027 starten soll. Das Land ist besonders im Hinblick auf Batterien ein wichtiger Standort, weil es günstigen grünen Strom gibt. Die dortige Regierung hat den Sektor mit ihrer Subventionspolitik in den letzten Jahren stark unterstützt.
Die deutsche Börse reagierte bereits nach Handelsstart am Dienstag auf Trumps Zollansage: Zur Eröffnung gab der Dax um rund ein halbes Prozent auf bis zu 19.287 Punkte nach. Größter Dax-Verlierer war mit minus 5 Prozent Daimler Truck, gefolgt von Volkswagen, Porsche Holding, BMW und Mercedes-Benz mit Kursabschlägen von jeweils mehr als zwei Prozent.
STERN Deutsche Wirtschaft Trump 14.52
Auch der EU und Deutschland drohen Zölle
Generell muss Deutschland Trumps Zollpolitik fürchten. Bereits im US-Wahlkampf hatte der Republikaner angekündigt, einen globalen Zoll von zhen oder 20 Prozent erheben zu wollen. Dieser könnte auch die Bundesrepublik treffen: Deutschland ist exportorientiert; die USA sind der mit Abstand größte Abnehmer von Waren „Made in Germany“. 2023 wurden Güter im Wert von 157,9 Mrd. Euro dorthin geliefert, was 9,9 Prozent der deutschen Exporte entspricht. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass Trump relativ schnell anfängt, Zölle gegenüber Deutschland zumindest anzukündigen“, schätzt Geoökonomin Schmucker.
Mit Sonderzöllen gegen Deutschland und die Europäische Union (EU) rechnet auch Siegfried Russwurm, Chef des Industrieverbands BDI. „Das wird uns massiv schaden.“ Die Trump-Wahl müsse ein Weckruf sein. Europa müsse seine Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Moritz Schularick, Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), erwartet, dass die deutschen Exporte in die USA mittelfristig um 15 Prozent fallen dürften, sollten die Vereinigten Staaten zehnprozentige Zölle auf europäische Güter erheben.
Das könnte Trumps Pläne stoppen
Trumps Zollpolitik könnte ausgebremst werden, wenn die USA die Folgen ihrer Zollpolitik selbst zu spüren bekommen: „Mit jeder Zollerhöhung schadet sich die amerikanische Wirtschaft selbst“, sagt Expertin Schmucker. Viele Güter aus dem Ausland können nicht von heute auf morgen in den USA produziert werden. Unternehmen bleiben bei der Produktion also weiter auf Importe aus dem Ausland angewiesen – Einfuhrzölle verteuern diese Güter. „Die Abschottungspolitik dürfte zu höheren Preisen führen, und die tragen am Ende die amerikanischen Verbraucher“, so Schmucker.
Von Zöllen betroffene Länder könnten außerdem mit Gegenzöllen reagieren – das wiederum ist schlecht für US-Unternehmen, die viel exportieren. Ein Handelskrieg, der dann droht, würde den globalen Handel insgesamt stark beeinträchtigen.