Haushaltssorgen ade: Die kolumbianische Regierung will ein spanisches Linienschiff heben, das vor der Küste des Landes liegt, seit es 1708 explodierte. Die „San José“ gilt als der „heilige Gral der Schiffswracks“, weil sie unermessliche Schätze an Bord hatte.
1708 wurde die „San José“ von den Briten versenkt. Das Schiff mit 62-Kanonen beherbergte einen gewaltigen Schatz. Er umfasste einen guten Teil dessen, was die Spanier innerhalb von sechs Jahren in der neuen Welt zusammengetragen oder geraubt hatten. Elf Millionen Goldmünzen, Silber aus Bolivien und Smaragde aus Kolumbien. Ein Hort wie aus „Piraten der Karibik“. Um das Wrack tobt ein jahrelanger Rechtsstreit. Das US-amerikanische Bergungsunternehmen Glocca Morra behauptete 1981, es habe die „San José“ entdeckt. Die Firma übermittelte die Koordinaten an die kolumbianische Regierung und meldete zugleich Ansprüche auf die Hälfte des Schatzes an.
Kolumbien wies das zurück und behauptete seinerseits, dass die „San José“ überhaupt nicht an dem angegebenen Platz liege. Die Regierung will das echte Wrack 2015 an einem anderen Ort gefunden haben. Diese Koordinaten wurden geheim gehalten. Juan Manuel Santos, der damalige Präsident, sagte, der Fund sei „eine der größten Entdeckungen versunkenen Erbes in der Geschichte der Menschheit“.Space Mining 11.12
Laufender Rechtsstreit
Doch Glocca Morra gibt sich nicht geschlagen. In einem Schiedsverfahren verlangt die Firma eine Entschädigung von zehn Milliarden US-Dollar. Ungeachtet des fortlaufenden Streites soll nun die Bergung beginnen. Juan David Correa, der kolumbianische Kulturminister, sagte, dass die Bergung des Schiffes eine Priorität für den jetzigen Präsidenten sei. „Der Präsident hat uns gesagt, wir sollen das Tempo erhöhen.“ Gemeint ist damit, dass mit der Bergung noch in der Amtszeit von Petro begonnen wird, sie endet 2026.
Keine Beute für die Briten
Die „San José“ war ein Linienschiff mit zwei Decks und wurde 1700 in Dienst gestellt. Nach Einsätzen im Spanischen Erbfolgekrieg wurde sie 1708 nach Amerika geschickt. In Portobelo (Panama) wurde sie mit 344 Tonnen Gold- und Silbermünzen und 116 Kisten mit Smaragden aus Peru beladen. Gelingt es, die ganze Fracht zu bergen, entspräche der Wert heute 16 Milliarden US-Dollar – mindestens. Die ganze Flotte bestand aus 14 Frachtschiffen, aber nur drei Kriegsschiffen. Vor Cartagena traf die spanische Flotte auf ein britisches Geschwader mit vier Kriegsschiffen. Die Spanier waren von vornherein im Nachteil. Die Briten wollten die Kriegsschiffe kapern, sie wussten, dass sich der Goldschatz dort befand. Zehn Stunden tobte die Seeschlacht, dann geriet die „San José“ in Brand, das Pulvermagazin explodierte. Die Explosion riss das Schiff in die Tiefe. 578 Menschen fanden den Tod, nur elf überlebten den Untergang. Der Großteil des Schatzes der Flotte versank in der Tiefe.FS Glowworm
Das Kriegsschiff „San Joaquín“ trug ebenfalls große Werte. Doch die „San Joaquín“ konnte sich mit den Handelsschiffen in den Hafen von Cartagena retten. Die Briten kaperten nur das dritte und kleinste Kriegsschiff, die „Santa Cruz“. Doch auf ihr befanden sich zwar auch einige Reichtümer, aber das war nichts im Vergleich zur Ladung von „San José“ und „San Joaquín“.
Wem gehört der Schatz?
Die Rechtsfragen sind kompliziert – nicht nur wegen des Bergungsunternehmens. Gemäß einer UNESCO-Konvention gehört das Wrack dem Herkunftsland, also Spanien. Eine umstrittene Regelung, gemäß ihrer hätten die ehemaligen Kolonialländer einen vorrangigen Anspruch auf das Raubgut. Kolumbien hat diese Konvention wohlweislich nicht unterzeichnet. Zusätzlich erhebt die bolivianische Volksgruppe Qhara Qhara Ansprüche. Deren Vorfahren wurden in die Minen verschleppt und mussten das Gold fördern.
Quelle: Bloomberg