Mit viel Schwung und bunter Begleitung: Acht Jahre nach dem Erfolg von „Vaiana“ kommt nun der zweite Teil in die Kinos. Was die Heldin diesmal erlebt.
Lässig brettert sie auf ihrem kleinen Floß übers Meer, begleitet von ihrem Hahn und ihrem Schwein: Vaiana, die animierte Heldin des gleichnamigen Disney-Films von 2016, ist wieder da. Und sie ist entschlossener denn je, neue Inseln zu entdecken und Menschen zu vereinen.
Vor acht Jahren bewahrte die Tochter des Stammeschefs ihr Volk vor der Hungersnot. Das Meer um die Insel Motonui bot keine Nahrung mehr: Weil der Halbgott Maui die Göttin Te Fiti bestohlen hatte, verwandelte sich diese in ein Monster, das sich an den Menschen rächte. Aus Angst vor dem göttlichen Zorn fuhren die Bewohner Motonuis nicht mehr über das Riff vor ihrer Insel hinaus. Vaianas Großmutter bestärkte das Mädchen darin, Motonui zu verlassen – und natürlich erlebte Vaiana gemeinsam mit dem Halbgott Maui, den sie unterwegs kennenlernte, eine abenteuerliche Reise mit Happy End.Uschi Glas kann sich Umzug ins Heim vorstellen 22.05
Der erste Film war ein Riesenerfolg: Eine Heldin, die nicht gerettet werden muss, sondern ihr Volk retten will. Keine abgehalfterte Liebesgeschichte, sondern eine von Mut und Selbstverwirklichung. Gerade für junge Mädchen bot die Story um die rebellische Vaiana eine Alternative zu den gängigen Heldinnen. Gesungen und getanzt wurde natürlich trotzdem, es ist ja immer noch ein Disney-Film.
Angekommen: Auf ihrer neuen Reise muss Vaiana eine Insel finden und Völker vereinen
© Disney Enterprises
In „Vaiana 2“ wird die Geschichte des ersten Teils schnell in einem schmissigen Eröffnungssong verarbeitet, damit jeder Kinobesucher wieder im überaus detailverliebten Bilde ist. Die Fans sollen voll in die Vaiana-Welt eintauchen, die Stimmung wird gesetzt, in dem die Inselbewohner ihre durch die Heldin neugewonnene Positivität darstellen: Überall wird gesungen und gewerkelt, Vaiana sei Dank. Nur der grantelnde Gärtner Kele mag beim Singen nicht mitmachen.
Stimmung ist das eine, Handlung das andere. Ähnlich wie im ersten Teil ist diese stark vom Schicksal getrieben: die Ahnen, die Götter, die Weltordnung! Dieses Mal muss Vaiana in See stechen, um eine Insel zu finden, alle Völker zu vereinen und die Isolation der einzelnen Inselgruppen zu beenden. Ihre Mutter besteht darauf, dass sie sich eine Mannschaft zusammenstellt. Gemeinsam mit Moni, der alle Geschichten der Ahnen kennt, dem missgelaunten Kele und der allzu flippig inszenierten Schiffsbauerin Loto, sticht Vaiana in See. Mit dabei sind natürlich auch Hahn Heihei und Schwein Pua. Die tierischen Sidekicks werden betont täppisch dargestellt. Der Hahn etwa fällt dauernd irgendwo herunter oder rennt irgendwo gegen. Halbgott Maui – der Vaianas Crew im Laufe des Films beitritt – nennt die beiden stets Eier und Speck.
„Vaiana 2“ setzt auf Niedlichkeit und Slapstick
Die Gags spielen teils auf den ersten Film an, in dem Maui Vaiana als Prinzessin bezeichnete. Als er das nun wieder tut, sagt sie energisch: „Ich bin keine Prinzessin!“ – „Aber viele denken, du wärst eine!“ Auch die sich bewegenden Tätowierungen Mauis, die ihm Handlungsanweisungen geben, sind wieder Teil der Story. Ansonsten konzentriert sich der Film-Humor auf Slapstick-Einlagen (Klonk, Klatsch, Kotz), die auf Dauer etwas monoton werden. Viele Charaktere sind leicht dusselig angelegt. Etwa Vaianas Gefährte Moni, der trotz seines immensen Geschichtswissens als überaus naiver Maui-Hardcore-Fan durch den Film hechelt.STERN PAID 43_24 Journal Trump Film8h 16.20
Neben Slapstick setzen die Macher des Filmes auf Niedlichkeit: Vaiana ist mittlerweile eine große Schwester, die kleine Simea möchte nicht, dass sie ins Abenteuer aufbricht. Das Versprechen, sie wiederzusehen, ist Vaianas Antrieb. Die Liebe zu ihrer Familie und die Sehnsucht nach ihrer Heimat sind die Motive, die die Heldin antreiben.
Nicht allein: Vaiana (vorn) sticht mit Loto, Moni (links von ihr) und dem grantelnden Kele in See (r.)
© Disney Enterprises
Im englischen Original wird Vaiana von Auli’i Cravalho gesprochen, Maui von Dwayne „The Rock“ Johnson. Seine Performance macht einen Großteil des Charmes aus. In der deutschen Fassung wird Vaiana wie im ersten Teil von Lina Larissa Strahl, Maui aber nicht mehr von Sänger Andreas Bourani synchronisiert: Seinen Part übernimmt diesmal der Rapper David Mayonga alias Roger Rekless, der seinen Job gut macht, aber nicht so schön schelmisch klingt wie Dwayne Johnson.
Dwayne Johnson wird auch in der Realverfilmung von „Vaiana“, die derzeit gedreht wird, den Halbgott Maui verkörpern. Dafür trägt er einen Muskelanzug, was im Netz für viele Kommentare gesorgt hat, warum um alles in der Welt der muskelbepackte Superstar diesen nötig habe. Dafür sammelt der Schauspieler bei seiner Promo für „Vaiana 2“ Sympathiepunkte: In den USA ist es derzeit ein großes Thema, ob in Kinos mitgesungen werden darf. Dort läuft bereits das Musical „Wicked“ (ab 12.12. auch in Deutschland) und zieht singendes Publikum an. Manche Kinos haben das Singen während der Vorstellungen deshalb verboten. Darauf angesprochen sagte Johnson: „Singt! Ihr habt euer hart verdientes Geld für ein Ticket ausgegeben und besucht einen Musicalfilm.“
„Vaiana 2“ bleibt vielleicht etwas hinter den Erwartungen zurück, wird die Fans des ersten Teils jedoch wieder in die farbenfrohe Vaiana-Welt ziehen. Sie wird zwar zwischendurch von wütenden Göttern erschüttern, vermittelt aber insgesamt das Gefühl von warmem Meerwasser: sehr angenehm. Wie beim ersten Film folgt nach einem Teil des Abspanns eine kleine Teaser-Sequenz, die verrät, dass es wahrscheinlich einen dritten Teil geben wird.