Am 31. Mai stach ein Afghane auf Teilnehmer einer islamkritischen Kundgebung ein und verletzte den Polizisten Rouven Laur tödlich. Der Angriff hat Narben in der Stadtgesellschaft hinterlassen.

Ein halbes Jahr nach dem tödlichen Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz herrscht in der muslimischen Gemeinschaft in Mannheim Unsicherheit. „Es ist nicht wie früher. Man merkt schon, diese Vorurteile, die man früher versucht hat irgendwie abzubauen, die sind wieder da“, sagt Khalil Khalil, Vertreter des Arbeitskreises der Islamischen Gemeinden Mannheim (AKIG). „Also so eine Art Generalverdacht: Die Muslime können sich irgendwie in diese Gesellschaft nicht integrieren.“ So habe er etwa Rückmeldungen von Gemeindemitgliedern erhalten, dass die Beziehungen zu ihren Nachbarn abgekühlt seien – „dass es da ein Misstrauen gegenseitig gibt“.

Am 31. Mai hatte ein damals 25-jähriger Afghane auf dem Mannheimer Marktplatz fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) sowie einen Polizisten mit einem Messer verletzt. Der 29 Jahre alte Polizist Rouven Laur erlag später seinen Verletzungen. Die Bundesanwaltschaft hat Anklage unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes erhoben. Sie geht von einer religiösen Motivation der Tat aus. Der Täter hatte zuletzt im hessischen Heppenheim gelebt.

Frauen mit Kopftüchern seien vorsichtiger geworden

Khalil spricht davon, dass muslimische Frauen sich weniger trauen würden, in der Öffentlichkeit mit dem Kopftuch aufzutreten – etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln. „Es heißt nicht, dass die gar nicht rausgehen, aber die sind etwas vorsichtiger geworden.“ Beschimpfungen oder Übergriffe habe es allerdings, seines Wissens nach, nicht gegeben.

Der AKIG hatte direkt nach dem Messerangriff die Tat verurteilt. Zu dem Zusammenschluss gehören acht Moscheegemeinden und weitere Kooperationspartner. Mannheim mit seinen 325.000 Einwohner hat viele muslimische Bürger.

Der Marktplatz im Zentrum der Stadt habe sich auch verändert, sagt der 38-Jährige. „Die Trauer ist immer noch da.“ Menschen, die vorbeikämen, machten Fotos oder würden der Opfer gedenken. „Man läuft nicht mehr einfach so vorbei, man kann es nicht wegblenden.“ Es stünden dort immer noch Blumentöpfe zur Erinnerung.