Auf den Rängen haben die Türken klar die Oberhand. Auf dem Platz glänzt jedoch Portugal. Ronaldo und Co. stehen als Gruppensieger fest. Die Türkei hat das Weiterkommen noch selbst in der Hand.

Portugal hat auch dank eines Slapstick-Eigentores die Türkei deutlich besiegt und sich vorzeitig für das EM-Achtelfinale qualifiziert. Das Team um Superstar Cristiano Ronaldo bezwang die Mannschaft von Trainer Vincenzo Montella verdient mit 3:0 (2:0). Bernardo Silva (21. Minute), Samet Akaydin (28.) mit einem kuriosen Eigentor und Bruno Fernandes (56.) erzielten bei hitziger Atmosphäre im Dortmunder Stadion die Tore für den Europameister von 2016. Mit sechs Punkten steht Portugal bereits als Gruppensieger fest.

Anders als die Iberer müssen die Türken mit drei Zählern noch um den Einzug in die K.o.-Phase zittern. Ein Punkt im letzten Gruppenspiel gegen Tschechien reicht allerdings für Platz zwei und das sichere Weiterkommen. Auch die Unterstützung von rund 40 000 frenetischen Fans auf den Tribünen half ihnen am Samstag nicht. Die Türkei spielte vor 61 047 Zuschauern zwar leidenschaftlich, vorne fehlten aber Kreativität und Effizienz. Hinten ließen die Türken jedes internationales Niveau vermissen.

Ronaldo hat die erste Chance

Mehrere Zehntausend türkische Fans hatten sich mit einem Fanmarsch zum Stadion auf die Partie eingestimmt. Schon die Ankunft des Mannschaftsbusses an der Arena rund anderthalb Stunden vor dem Spiel löste bei den Anhängern großen Jubel aus. Als Ronaldo auf den Stadionleinwänden gezeigt wurde, gellte dagegen ein Pfeifkonzert über die schon zu diesem frühen Zeitpunkt gut gefüllten Ränge.

Auf dem Platz mussten die Türken zunächst ohne ihren angeschlagenen Hoffnungsträger Arda Güler von Real Madrid auskommen. Der Traumtorschütze vom 3:1 gegen Georgien saß bei Spielbeginn ebenso auf der Bank wie Kenan Yildiz von Juventus Turin.

Auch ohne die beiden 19 Jahre alten Offensivkünstler entwickelte sich sofort ein temporeiches Spiel, in dem beide Mannschaften den schnellen Weg nach vorne suchten. Gerade einmal 68 Sekunden waren gespielt, da schoss Ronaldo erstmals aufs Tor. Auch die Türken zeigten sich früh in der Offensive. Nach einem schön herausgespielten Angriff traf Kerem Aktürkoglu den Ball jedoch frei vor dem Tor nicht richtig.

Bernardo Silva und ein kurioses Eigentor

Bernardo Silva machte es besser und nutzte die erste Großchance Portugals direkt zur Führung. Eine Flanke von der linken Seite verlängerte Orkun Kökcü unfreiwillig genau vor die Füße des Offensivmanns von Manchester City – und der schoss wuchtig ein.

Für die Türken kam es noch schlimmer. Ronaldo beschwerte sich nach einem Fehlpass schon bei Mitspieler João Cancelo, doch der türkische Abwehrspieler Akaydin spielte den Ball an seinem Torwart Altay Bayindir vorbei ins eigene Tor. Bayindir hatte anstelle von Mert Günok zwischen den Pfosten begonnen.

Die Türken reagierten mit wütenden Angriffen. Die portugiesische Abwehr um den 41 Jahre alten EM-Oldie Pepe stand jedoch gut und ließ nur wenige klare Abschlüsse zu. Der Ärger der türkischen Fans richtete sich nun immer mehr auch gegen den deutschen Schiedsrichter Felix Zwayer. Mit Pfiffen und wüsten Beschimpfungen wurde der 43-Jährige in die Kabine verabschiedet.

Flitzer bekommt Selfie mit Ronaldo

Auch nach dem Seitenwechsel besserte sich die Laune der Anhänger nicht. Nach einem langen Ball legte Ronaldo uneigennützig auf Bruno Fernandes quer und der 29-Jährige schob mühelos zum 3:0 ein. Im Stadion waren jetzt nur noch die portugiesischen Anhänger zu hören. Erst als Montella Yildiz und Güler brachte, wurde es im türkischen Lager noch einmal laut. Aber auch die Supertalente brachten nicht mehr die Wende.

Für Jubel und Erheiterung sorgte ein kleiner Junge, der von Ordnern verfolgt auf den Platz stürmte, um ein Selfie mit Ronaldo zu machen. Auf einen weiteren Jungen auf dem Rasen reagierte Ronaldo dann wenig später schon sichtlich genervt. In der Nachspielzeit liefen zwei weitere Fans aufs Feld.

Portugals Coach Roberto Martinez kann nun im abschließenden Gruppenspiel gegen Georgien müde Spieler schonen. Rafael Leão bescherte sich seine Pause gleich selbst. Wegen einer Schwalbe wurde er zum zweiten Mal in diesem Turnier verwarnt – die erste Gelbe Karte hatte er aus dem gleichen Grund gesehen.

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