Ein mit Wasser geflutetes Auto, ein toter Wal in einer Tiefgarage: Die Kunstschau „Gegenwarten II“ befasst sich mit den Folgen der Klimakrise. Die Kunstwerke sind bis Ende September zu sehen.
2020 hat die Chemnitzer Kunstschau „Gegenwarten“ für heftige Kontroversen gesorgt, vor dem Kulturhauptstadtjahr 2025 meldet sie sich nun mit einer Neuauflage zurück. Über die Innenstadt verteilt werden etwa 20 Installationen und Interventionen gezeigt, die sich unter dem Titel „New Ecologies“ mit der Klimakrise und ihren Folgen befassen. Zu den beteiligten Künstlern und Kollektiven gehören Claire Fontaine, Forensic Architecture, Irwan Ahmett und Tita Salina, Tue Greenfort, Margrethe Pettersen und Gil Shachar. Ziel sei ein Dialog zwischen internationalen Positionen und Künstlern mit regionalen Gruppen, erklärte Kuratorin Anja Richter. Die Schau im öffentlichen Raum wird diesen Freitag eröffnet und ist bis Ende September zu sehen.
Zu den gezeigten Kunstwerken gehört die Skulptur eines 14 Meter langen Buckelwals, der einst tot in Südafrika angeschwemmt wurde. Der israelische Künstler Shachar hat ihn mit Kunstharz abgeformt und stellt ihn nun unter der Erde in einer Tiefgarage aus. Damit soll der Fokus auf die Folgen des menschengemachten Klimawandels für Lebewesen und Umwelt gerückt werden, etwa durch sich verändernde Meeresströmungen. Ein weiteres Kunstwerk ist auf den ersten Blick unscheinbar an einer Straße geparkt: ein BMW Baujahr 1990. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich, dass der Wagen innen bis zum Lenkrad unter Wasser steht. Die trübe Brühe erinnert an Hochwasserkatastrophen wie jüngst in Süddeutschland, die Arbeit „Blind Date“ des Duos Haubitz + Zoche stammt aber schon aus dem Jahr 2006.
Das Kunstwerk schlägt zugleich einen Bogen zur ersten „Gegenwarten“-Schau vor vier Jahren. Damals hatte der Künstler Roman Signer ein Auto im Chemnitzer Schlossteich versenkt und damit Kontroversen ausgelöst. Für Aufsehen weit über die Stadt hinaus sorgte auch eine Arbeit des Kollektivs Peng! („Antifa – Mythos & Wahrheit“) sowie die Arbeit der Künstlerinnen Anetta Mona Chisa und Lucia Tkácová, die in Anspielung auf das Chemnitzer Karl-Marx-Monument in einer Skulptur den Darm des Philosophen im gleichen Maßstab von 1:24 modellierten.
Ökologische Nachhaltigkeit sei in der heutigen Zeit die wichtigste Fragestellung überhaupt, erklärte die Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz, Florence Thurmes, am Donnerstag zum Thema der aktuellen Schau. Das rasche Schmelzen der Gletscher, massive Buschbrände in Australien, Überflutungen auch hier in Deutschland – „das alles klingt wie eine biblische Apokalypse, und doch ist es Realität“. Auch verursache die Klimakrise viele Tausend Todesopfer. „Die von uns angestrebte harmonische Verbindung zwischen uns Menschen und der Natur scheint aus dem Gleichgewicht.“ Die Schau wolle einen Beitrag zu dem Thema leisten und lade zu einer lebhaften Diskussion ein.
Bei den „Gegenwarten II“ kommen auch lokale Initiativen zu Wort. So nimmt der Verein Begehungen, der alljährlich ein Festival für Gegenwartskunst organisiert, auf die Umweltbewegung in der DDR Bezug. In Anlehnung an eine Aktion im Jahr 1990 wurde dazu an einem Wehr ein Transparent mit dem Satz „Der Chemnitzfluss soll wieder leben“ angebracht. Damit wurde damals die massive Verschmutzung des Flusses angeprangert.