Die Umbauarbeiten haben mehrere Jahre gedauert. Inzwischen stehen die ersten Urnen mit der Asche Verstorbener in einem ehemaligen Kornspeicher. Jetzt wird das Kolumbarium offiziell eröffnet.

Früher lagerte hier die Kaufmannsfamilie Mann Getreide. Heute ruhen in dem ehemaligen Kornspeicher Urnen mit der Asche Verstorbener. „Der Umbau des historischen Gebäudes war ein langer und zum Teil auch schwieriger Prozess“, sagt Michael Angern. Probleme habe es vor allem mit dem Brandschutz gegeben, denn die Holzdecken hätten den modernen Brandschutzvorschriften nicht entsprochen. „Der Umbau war schon vor drei Jahren abgeschlossen, doch eröffnen durften wir erst jetzt“, sagt Angern. Im Mai wurden die ersten Urnen in dem Haus bestattet. Am Donnerstag wird das Lübecker Kolumbarium offiziell eröffnet.

Beim Betreten des Gebäudes umfängt den Besucher eine anheimelnde Atmosphäre. In der Feierhalle im Erdgeschoss fällt der Blick auf eine mehrere Meter hohe Lichtskulptur mit mehr als 12.000 Porzellanplättchen. Im Vorraum hängt eine Holzskulptur aus dem 17. Jahrhundert, die den Erzengel Michael im Kampf mit Luzifer, der Verkörperung des Bösen, zeigt. In den beiden darüber liegenden Geschossen schließen sich die Fächer für die Urnen an.

Mehr als 3000 Urnen finden in dem weitläufigen Speicher Platz. „100 Grabkammern sind bereits reserviert, etwa 30 Urnen sind schon beigesetzt“, sagt Angern. Rechtlicher Träger des Kolumbariums ist die Heilsarmee, die auch ehrenamtliche Trauerbegleiter stellt.

„Es gibt Einzelgräber, Doppelgräber, Gräber für Familien und auch ein Gemeinschaftsgrab“, sagt Peggy Morenz, die gemeinsam mit ihrem Partner Angern den Speicher bis ins kleinste Detail geplant und gestaltet hat. „An jedem Grab wird ein Schild mit dem Namen und den Lebensdaten des Verstorbenen angebracht. Anonyme Bestattungen gibt es hier nicht“, betont sie.

Erbaut wurde der Speicher mit dem Namen „Die Eiche“ 1873 im Auftrag des Kaufmanns und Senators Thomas Johann Heinrich Mann, dem Vater von Literaturnobelpreisträger Thomas Mann. Das siebenstöckige Gebäude ist der letzte noch existierende einer ganzen Gruppe von Hafenspeichern, denen Thomas Mann in seinem Roman „Buddenbrooks“ ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Im Jahr 2013 kaufte Angern das Gebäude mit der auffälligen neugotischen Fassade, 2019 wurde der Bauantrag genehmigt. „Finanziert haben wir das Projekt aus eigenen Mitteln“, sagen Angern und Morenz.

Das Kolumbarium ist nicht die erste Begräbnisstätte dieser Art in Lübeck. Unterhalb der Pamir-Kapelle in der Altstadtkirche St. Jakobi gibt es seit 2010 ein Kolumbarium mit Platz für 350 Urnen. Auf dem Vorwerker Friedhof wurde 2011 eine nicht mehr benötigte Leichenhalle zu einem Kolumbarium umgebaut.

Das neue Kolumbarium soll aber mehr als eine Begräbnisstätte sein. „Wir wollen auch ein Ort des Trostes für die Lebenden sein“, sagt Angern. „Es wird auch Konzerte und Lesungen geben.“

Internetseite des Kolumbariums „Die Eiche“