Rory McIlroy zählt zu den größten Stars des Golfsports, hat aber seit 2014 kein Major mehr gewonnen. Bei den US Open liegt er am Schlusstag mit zwei Schlägen vorn – doch am Ende jubelt ein anderer.
Bryson DeChambeau liebkoste den Pokal wie ein kleines Kind und dachte nach seinem zweiten Sieg bei den US Open dann schnell an seinen verstorbenen Vater. „Einen schönen Vatertag an jeden Vater da draußen. Mein Papa ist leider gestorben vor ein paar Jahren. Das hier ist für ihn“, sagte der 30 Jahre alte Golfprofi nach dem dramatischen Sieg im US-Bundesstaat North Carolina.
Nordirlands Golfstar Rory McIlroy hatte auf den letzten fünf Bahnen zwei Schläge Vorsprung verspielt und musste sich mit am Ende einem Schlag Rückstand wieder einmal geschlagen geben. Auf den fünften Major-Triumph seiner Karriere wartet er seit 2014.
Auch DeChambeau war weit von einem souveränen Sieg entfernt, reagierte auf seine Patzer aber mit Zauberschlägen. Den Abschlag an Bahn 18 setzte er so, dass er den Ball mit wenig Abstand zu einer Baumwurzel aus einem mit hohen Grasbüscheln bewachsenen Fleck neben der Tribüne retten musste – und sich danach im Sandbunker wiederfand.
„Der beste Schlag meines Lebens“
Aus gut 50 Metern brillierte er dann allerdings und brachte den Ball nahezu perfekt ans Loch. „Das war wahrscheinlich der beste Schlag meines Lebens. Das war groß. Dieses Turnier zu gewinnen, ist das Highlight meines Lebens“, sagte DeChambeau, der sein Geld vor allem auf der von Saudi-Arabien finanzierten und deshalb umstrittenen LIV-Tour verdient.
Bei seinem ersten und bis dato letzten Sieg 2020 durften wegen der Corona-Pandemie keine Zuschauer dabei sein. Nun suchte DeChambeau die Verbindung zum Publikum, forderte mehrfach Applaus ein und löste mit dem verwandelten Putt riesigen Jubel aus auf den Tribünen des schweren Par-70-Kurses Pinehurst No.2. „Ich kann euch nicht genug danken für die Unterstützung, das hat mir die Welt bedeutet“, sagte er beim Sieger-Interview.
DeChambeau reichte letztlich eine 71er-Runde zum Sieg. Das Turnier beendete er mit sechs Schlägen unter Par.
McIlroy scheitert aus kurzer Distanz – zweimal
McIlroy hatte sich da geschlagen schon von der Bildfläche verabschiedet. Das ganze Turnier über hatte er sich auf dem Grün keine Blöße erlaubt – doch dann scheiterte er auf den Schlussbahnen gleich zweimal aus kurzer Distanz. Am 14. Loch führte er noch mit zwei Schlägen und auf Bahn 16 lag er noch immer mit einem Schlag vorn, als er aus weniger als einem Meter das Loch verfehlte.
Nur weil DeChambeau seinerseits mehrere kleine Fehler einstreute, konnte McIlroy überhaupt bis zum Ende hoffen. Auf der Schlussbahn setzte er den Abschlag selbst ins Kraut, befreite sich aber gekonnt aus der misslichen Lage, um dann aus etwa 80 Zentimetern Entfernung wieder nicht zu treffen.
So schnitten die Deutschen ab
Stephan Jäger kam am letzten Tag des Turniers zu einer 72er-Runde. Er beendete die US Open auf dem geteilten 21. Platz. Für den ehemaligen US-Open-Sieger Martin Kaymer lief es an Tag vier wieder etwas besser: Einen Tag nach seiner 77er-Runde brachte er eine 73er-Runde ins Ziel. Mit 13 Schlägen über Par lag er am Ende auf dem geteilten 64. Platz.
Kaymer hatte vor zehn Jahren auf dem Golfplatz als bis heute einziger Deutscher die US Open gewonnen und sich damit den zweiten und bislang letzten Major-Titel seiner Karriere gesichert. 2022 schloss er sich wie DeChambeau der LIV-Tour an.