Mitarbeiter von Großunternehmen lassen sich 18 Stunden im Jahr weiterbilden. Bei kleineren Betrieben ist es laut einer Studie deutlich mehr – dabei fällt es diesen schwerer, Beschäftigte zu begeistern.

In kleineren Unternehmen in Deutschland hat Weiterbildung vielfach einen höheren Stellenwert als in mittelgroßen und großen. Das geht aus einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft hervor. Beschäftigte in kleinen Betrieben lassen sich demnach durchschnittlich 23,9 Stunden im Jahr weiterbilden und damit länger als Mitarbeiter von mittelgroßen (19,1) und großen Unternehmen (18,1).

Für die Studie wurden Personalverantwortliche aus mehr als 950 Firmen befragt. Als klein gelten Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten, als mittelgroß solche mit 50 bis 249, als groß mit 250 und mehr. Kleine Betriebe investieren demnach jährlich 1492 Euro pro Mitarbeiter in Weiterbildung, mittelgroße 1288 Euro und große 1267 Euro. Dabei profitieren Großunternehmen jedoch vielfach von Kostenvorteilen, sagte Studienautorin Susanne Seyda. Da sie mehr Personen anmelden, können sie Weiterbildungsmaßnahmen häufig günstiger einkaufen.

Der Sozialverband Deutschland sieht es kritisch, dass größere Firmen weniger Zeit und Geld in Weiterbildung stecken: „Es ist ein alarmierender Trend“, sagte die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Menschen immer länger arbeiten sollen, sei es wichtig, sie frühzeitig zu qualifizieren oder umzuschulen. So könnten sie gegebenenfalls von stark belastenden Tätigkeiten zu leichteren Tätigkeiten wechseln. Dies sei „die beste Prävention vor Arbeitslosigkeit“, so Engelmeier.

Geringeres Interesse in kleinen Unternehmen

Die Bedeutung von Weiterbildung hat zuletzt stark zugenommen. Im Jahr 2016 investierten die Unternehmen laut Kofa 33,5 Milliarden Euro, um Beschäftigte weiterzubilden, 2022 waren es mehr als 46 Milliarden Euro. „In Zeiten des Fachkräftemangels wird es immer wichtiger, dass Mitarbeiter bereit sind, zusätzliche Kompetenzen aufzubauen“, betonte Seyda. 

Die größten Hindernisse für Weiterbildung sind laut Umfrage fehlende Zeit und mangelnde interne Kapazitäten für Organisation und Planung. Zudem gibt es eine weitere Schwierigkeit. Kleinen und mittelgroßen Betrieben fällt es häufig schwer, Beschäftigte für die Angebote zu begeistern. So klagt gut die Hälfte über ein zu geringes Interesse, in großen Unternehmen ist dies nicht so oft der Fall (36,4 Prozent). Weil Weiterbildungen in kleineren Betrieben seltener mit einem beruflichen Aufstieg verbunden sind, fehlt für Mitarbeiter ein wichtiger Anreiz.

Expertin: Mitarbeitergespräche sinnvoll

Die Notwendigkeit von Weiterbildungen wird in den Unternehmen unterschiedlich eingeschätzt. Knapp 48 Prozent der kleinen oder mittelgroßen Betriebe sehen keinen Bedarf, bei größeren ist dies deutlich seltener der Fall. Kleinere Firmen gehen das Thema Weiterbildung oft weniger systematisch an. Das hat auch damit zu tun, dass es kein Personal oder eine spezielle Abteilung gibt, um Angebote zu planen und zu organisieren. 

„Das kann negative Auswirkungen haben, weil vorhandener Weiterbildungsbedarf dann möglicherweise nicht gesehen wird, Mitarbeitende schwerer zu motivieren sind oder Angebote schwerer zu finden sind, wenn nicht klar ist, welchem Zweck die Weiterbildung dienen soll“, sagte Kofa-Expertin Seyda.

Sie empfiehlt regelmäßige Mitarbeitergespräche, um Interesse zu wecken und die Begeisterung in der Belegschaft zu erhöhen. Darin könnten Entwicklungspläne erstellt und Ziele vereinbart werden. Dies trage dazu bei, den Nutzen von Weiterbildungsmaßnahmen sichtbar zu machen und eine entsprechende Kultur fester zu verankern.