Zwei Wochen vor den Neuwahlen sind bei landesweiten Demonstrationen in Frankreich zahlreiche Menschen gegen die Rechtspopulisten auf die Straße gegangen. Die ersten Kundgebungen begannen am Samstagmorgen unter anderem in den Städten Bayonne, Toulon und Valenciennes. In der Hauptstadt Paris begann am Nachmittag eine große Demonstration, es wurden zwischen 50.000 und 100.000 Teilnehmer erwartet. 

Landesweit wurden für das Wochenende insgesamt rund 200 Veranstaltungen angemeldet. Die Polizei rechnete mit bis zu 350.000 Teilnehmern. Zu den Protesten aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Parteien und Organisationen. Nach Angaben aus Polizeikreisen sollten etwa 21.000 Polizisten und Gendarme im Einsatz sein.

„Die Republik steht in Flammen“ oder „Die extreme Rechte ist eine tödliche Gefahr“ war auf Transparenten zu lesen, die von den Demonstranten im nordostfranzösischen Nancy durch die Straßen getragen wurden. Dort hatten sich mehr als tausend Menschen, darunter auch viele Junge, den Protesten angeschlossen.

Sie sei zum ersten Mal zu einer Demonstration gegangen, sagte die 22-jährige Studentin Ariane Guinamand in der Stadt Clermont-Ferrand. Der Rassemblement National (RN) mache ihr „wirklich Angst“. In Reims gestand eine 20-jährige Demonstrantin, dass sie sich als „Frau und Lesbe“ von den Rechtspopulisten bedroht fühle.

Die rechtsnationalistische Partei Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen hatte bei der Europawahl vor rund einer Woche rund 31,5 Prozent der Stimmen eingesammelt. Als Reaktion darauf hatte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron das Parlament aufgelöst und kurzfristig Neuwahlen zur Nationalversammlung ausgerufen. Diese finden in zwei Runden am 30. Juni und 7. Juli statt. 

Umfragen zufolge könnte der RN auch bei der Parlamentswahl auf ein ähnlich hohes Ergebnis wie bei der Europawahl kommen. Damit wäre die Partei die stärkste Kraft im Parlament und könnte unter Umständen sogar den Premierminister stellen. Bereits am Freitagabend hatten mehrere tausend Menschen in verschiedenen Städten, darunter in Montpellier und Lyon, gegen den Rechtsruck protestiert.