Die Befreiung Straßburgs von der Nazi-Besatzung hatte für Frankreich hohe Symbolkraft. 80 Jahre danach hat Präsident Macron die Rolle der Stadt für die deutsch-französische Aussöhnung gewürdigt.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat beim Gedenken an die Befreiung Straßburgs von der Nazi-Besatzung vor 80 Jahren die Rolle der Region bei der deutsch-französischen Aussöhnung betont. Die Grenzregion Elsass-Mosel sei ein Land der Hoffnung, in dem Unmögliches möglich geworden sei, sagte Macron bei einer Ansprache in der Straßburger Universität.
„Denn nach dem Krieg bauten Frankreich und Deutschland einen neuen Raum des Friedens, der Freiheit und des Fortschritts auf“, sagte der Präsident. „Und wenn wir heute alle Kinder dieser Hoffnung sind, so wurde unser Europa hier in dieser Wiege geboren, an den Ufern des Rheins, Durchgang und Brücke zwischen zwei brüderlich vereinten Ländern.“
Französische Flagge am Münster gehisst
Das Gedenken begann mit einer Kranzniederlegung von Macron am Denkmal von General Jacques-Philippe Leclerc, der die Stadt am Rhein am 23. November 1944 mit der zweiten Panzerdivision befreit hatte. Macron erinnerte daran, wie Leclerc 1941 schwor, die Waffen erst niederzulegen, wenn die französischen Fahnen wieder über Straßburg und Metz wehen würden. Wie vor 80 Jahren wurde auch am Samstag die französische Flagge auf dem Münster in Straßburg gehisst. Für Deutschland war Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger bei der Gedenkfeier dabei.
Im Anschluss besuchte Macron die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im Elsass. Er erinnerte an die Tausenden dort ermordeten Häftlinge aus ganz Europa und warnte vor grassierendem Antisemitismus, der aktuell wieder „lauert und zuschlägt“.
Tausende wurden in Uniform gesteckt, die sie hassten
Bei seiner Rede in Straßburg ging Macron auch auf das von Frankreich und Deutschland lange totgeschwiegene Schicksal der rund 140.000 Bewohner von Elsass-Mosel ein, die zum Dienst in der deutschen Wehrmacht zwangsrekrutiert wurden. Auf eine entsprechende Geste des Staatschefs hatten Nachfahren der betroffenen „Malgré-nous“ (zu Deutsch etwa: „gegen unseren Willen“) gehofft.
„Diese Kinder aus dem Elsass und der Mosel wurden gefangen genommen, in eine Uniform gesteckt, die sie hassten, in den Dienst einer Sache gestellt, die sie zu Sklaven machte, zu Werkzeugen eines Verbrechens, das auch sie tötete, und mit Repressalien bedroht, wenn sie zu fliehen versuchten.“ Zur Tragik gehöre, dass einige in Elsass-Mosel damals auch aus freien Stücken das Deutsche Reich unterstützt hätten, sagte Macron. Das Schicksal der Zwangsrekrutierung in Elsass-Mosel aber müsse „benannt, anerkannt und gelehrt werden“, sagte Macron, „denn sie ist die Tragödie unserer Nation“.