Das Attentat auf einen Ex-Abgeordneten ist der Beginn einer Mordserie, die die „Tatort“-Kommissare Susanne Bonard und Robert Karow ins politische Berlin führt.
Worum geht’s in dem „Tatort“?
Berlin, U-Bahnhof Friedrichstraße, 7 Uhr morgens: Der ehemalige Abgeordnete Jürgen Weghorst (Philipp Lind) ist auf dem Weg zur Arbeit, als er auf offener Straße hingerichtet wird. Ein Schuss aus der Distanz trifft ihn in die Brust. Weghorst wurde von einem Scharfschützen niedergestreckt, der auf einem gegenüberliegenden Dach positioniert war. Die Ermittlungen führen die Kommissare Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Robert Karow (Mark Waschke) zu einem Lobby-Verein der Lebensmittelbranche, für den Weghorst tätig war. Die Chefin des Verbandes, Ulrike Menzel (Tara Marie Linke), lässt die Ermittler kalt abblitzen. Hat sie etwas zu verbergen? Wenig kooperativ gibt sich auch die afghanische Menschenrechtsaktivistin Soraya Barakzay (Pegah Ferydoni), die Weghorst öffentlich bedroht hat. Als wenige Stunden später eine Frau ermordet wird, die ebenfalls mit Weghorst in Verbindung stand, ist den Ermittlern klar, dass sie es mit einer Mordserie zu tun haben, die weitere Opfer fordern könnte.
Warum lohnt sich der „Fall: Vier Leben“?
„Dieser Tatort ist angelehnt an wahre Begebenheiten. Die Personen und Handlungen sind frei erfunden.“ Mit diesem Hinweise beginnt der Krimi, der auf gleich mehrere reale Ereignisse verweist. Zum einen spielt die Handlung rund um den Staatsbesuch von König Charles III., der 2023 tatsächlich in der deutschen Hauptstadt zu Gast war. Zum anderen reichen die Geschehnisse zurück ins Jahr 2021, als die Nato und damit auch die Bundeswehr ihre Truppen aus Afghanistan abzog, die Taliban die Macht übernahmen und das Land ins Chaos stürzte. Im Fokus des Films stehen die Schicksale vieler afghanischer Ortskräfte, die jahrelang für die Bundesregierung gearbeitet haben, am Ende aber nicht alle evakuiert werden konnten. Drehbuchautor Thomas André Szabó und Regisseur Mark Monheim ist ein hochpolitischer, aktueller Krimi gelungen, der zudem eindrucksvolle Berlin-Bilder liefert und mit spannenden dramaturgischen Mitteln arbeitet. Eingeblendete Zeit- und Ortsmarken geben dem Film Dynamik: Das gesamte Geschehen spielt sich innerhalb von 14 Stunden ab.Corinna Harfouch wird 70
Was stört?
Der Film ist ausgesprochen komplex und für 90 Minuten werden einfach zu viele Themen angerissen. Es geht um Schmiergeldzahlungen und Lobby-Arbeit, einen Lebensmittelskandal und den Afghanistan-Einsatz, Racial Profiling und Transidentität – um nur einige zu nennen. Kommissarin Bonard sagt in einer Szene: „Jetzt mal nicht den Überblick verlieren.“ Doch genau das tut man als Zuschauer. Wenn die Ermittler mühsam Zusammenhänge erklären, ununterbrochen etwas erläutern und beschreiben müssen, dann sind das meistens schlechte Voraussetzungen, um konzentriert bei der Stange zu bleiben. Wie so oft gilt: Weniger wäre hier mehr gewesen.
Die Kommissare?
Während Ermittler Robert Karow gewohnt zynisch und impulsiv auftritt, agiert seine Kollegin Susanne Bonard besonnen und analytisch. Dass der Killer den Kommissaren stets einen Schritt voraus ist, macht ihnen jedoch zunehmend zu schaffen. Am Ende zeigt auch Bonard Nerven. Ihren aufbrausenden Partner kann sie aber nicht bremsen: Karow bringt sich bei dem Einsatz in Lebensgefahr.
Ein- oder ausschalten?
Eine Woche vor der Bundestagswahl wird’s auch im „Tatort“ aus Berlin politisch. Schalten Sie ein, es lohnt sich!
Susanne Bonard und Robert Karow ermittelten bisher in diesen Folgen:
Dein Freund und Helfer? Corinna Harfouchs DebütDas neue Berliner Ermittler-Duo muss nur kurz die Demokratie rettenDer Tote mit dem Folterkeller – Bonard und Karow blicken dem Grauen ins Auge