Nach drei Jahren Bauarbeiten erstrahlt die Columbuskaje in neuem Glanz. Mit der millionenschweren Sanierung sind große Hoffnungen verbunden.
Nach drei Jahren Bauzeit ist die neue Columbuskaje des Kreuzfahrtterminals Bremerhaven fertig. „So ein Bau einer Stromkaje hat durchaus Herausforderungen, angefangen vom Untergrund bis zu den Zwangspausen während Sturmflutsaison“, sagte Hafensenatorin Kristina Vogt (Linke) bei der Eröffnung der Kaje. Das Projekt musste laufend auf die Gezeiten und den Kreuzfahrttourismus abgestimmt werden. „Deswegen bin ich umso glücklicher, dass es wirklich auch in dem vorgesehenen Zeitraum erfolgreich zu Ende gekommen ist.“
Einer der wichtigsten Kreuzfahrthäfen Deutschlands
Nach Hamburg, Kiel und Warnemünde (Rostock) zählt Bremerhaven zu den wichtigsten Kreuzfahrthäfen Deutschlands. Rund 30.000 Übernachtungen pro Jahr gehen in der Seestadt auf das Kreuzfahrtterminal zurück. „Es soll ein wachsender Markt sein“, sagte Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD). Künftig sollen an dem Kreuzfahrtterminal rund 500.000 Passagiere pro Jahr in See stechen oder an Land kommen – fast doppelt so viele wie bisher.
Zuletzt sank allerdings die Zahl der Reisenden: Rund 265.000 Passagiere gingen dieses Jahr bisher in der Seestadt an oder von Bord, wie Andrea Kamjunke vom Columbus Cruise Center mitteilte. Bis zum Jahresende rechnet der bisherige Betreiber des Kreuzfahrtterminals nach eigenen Angaben mit rund 290.000 Fahrgästen – das wären 30.000 Kreuzfahrttouristen weniger als im Rekordjahr 2023. Das liege vor allem an der Entscheidung der Reedereien Costa und Aida, Bremerhaven nicht mehr anzufahren.
Ein Betreiberwechsel soll nun für Aufschwung sorgen. Von 2025 an übernimmt Global Ports Holding (GPH) mit einem zehnköpfigen Team um Timo Schön die Leitung des Terminals in Bremerhaven – zunächst für zehn Jahre, mit der Option um Verlängerung für weitere fünf Jahre. Der in 19 Ländern agierende Marktführer zahlte nach eigenen Angaben viel Geld für die Konzession und möchte Bremerhaven als internationalen Standort ausbauen.
Kaje für knapp 80 Millionen Euro saniert
Was anderswo Kaianlage heißt – ein befestigtes Ufer in einem Hafen als Schiffsanlegeplatz – wird in Bremerhaven traditionell Kaje genannt. Die Columbuskaje wurde laut dem Hafenbetreiber Bremenports 1926 gebaut und musste nach mehr als 90 Jahren dringend saniert werden. Die Anlage drohte bei zu viel Last in den Fluss zu kippen und hielt den Vorgaben zum Hochwasserschutz nicht mehr stand.
Nach Angaben von Bremenports blieb die Sanierung mit knapp 80 Millionen Euro Kosten und einer Bauzeit von drei Jahren im Plan. Die Arbeiter gingen schrittweise voran, setzten vor der alten Kaje eine Spundwand in die Weser und füllten den Zwischenraum mit Sand auf. Der Kreuzfahrtbetrieb konnte während der Sanierung weiterlaufen.
Die neue Anlage bietet mehr Platz für Gepäck und Ladung, wie der Hafenbetreiber mitteilte. Touristen können künftig über drei verglaste Brücken direkt vom Terminal ins Schiff gelangen. Und das kleinste Bundesland vergrößerte ganz nebenbei seine Fläche: Mit der Verlagerung der Kaje um 20 Meter ins Wasser wuchs Bremen um knapp 17.000 Quadratmeter.
Kreuzfahrttourismus soll nachhaltiger werden
Gleich nebenan entsteht noch eine Anlage für die Stromversorgung der Kreuzfahrtriesen. Ab Herbst 2025 sollen die ersten Schiffe in Bremerhaven mit Landstrom versorgt werden, kündigte der Hafenbetreiber an. In Hamburg und Kiel gibt es bereits entsprechende Anlagen. Entscheidender Treiber bei dem Thema ist die EU, die in allen wichtigen Häfen bis 2030 eine Landstromversorgung verlangt.
Auch sonst stünden noch einige Baustellen an, meint Kamjunke. Eine Drehbrücke fehle, eine andere Brücke sei völlig überlastet. Das Schienennetz und die Autobahn seien in die Jahre gekommen, es fehle an Busfahrern und Taxen. „Eine politische Forderung nach Wachstum, mehr Schiffen und mehr Passagieren ist nachvollziehbar, aber dafür bedarf es auch einer Infrastruktur.“
Ein geschichtsträchtiger Ort – Auswanderer, Queen und King of Rock ’n‘ Roll
Außerdem steht die Sanierung des angrenzenden Columbusbahnhofs aus den 60er-Jahren an, der seit Jahren leer steht. Tausende Menschen traten dort ihre Schiffsreise an, zahlreiche Auswanderer nahmen in dem Gebäude direkt an der Kaje Abschied von Angehörigen, Freunden und der alten Heimat. Die Queen ging dort von Bord, Elvis Presley setzte dort seinen Fuß auf deutschen Boden. Bis heute erinnert eine Plakette an die Ankunft des King of Rock ’n‘ Roll.
Der Hafen sei geschichtsträchtig und mit vielen Erinnerungen verknüpft, sagte Hafensenatorin Vogt. „Von daher hat diese Kaje auch eine emotionale Bedeutung, insbesondere für Bremerhaven, aber auch für viele, viele Menschen, die hier den Weg genommen haben.“