Auch in Hessen hakt es bei energetischen Sanierungen älterer Gebäude. Die Bauindustrie beklagt unübersichtliche Förderinstrumente und fordert bessere Rahmenbedingungen.
Hessens Bauindustrie sieht mit Blick auf die Klimaziele Deutschlands noch großen Nachholbedarf bei der energetischen Sanierung. „Da ist noch sehr, sehr viel zu tun“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Hessen-Thüringen, Burkhard Siebert, der Deutschen Presse-Agentur. Bei vielen älteren Gebäuden stellten sich Fragen wie: Sind diese überhaupt sanierbar? Welche Lebensdauer haben die Gebäude noch? Sollten sie nicht vielleicht doch verkauft werden? Welche Anforderungen kommen noch auf die Eigentümer zu?
Insgesamt herrsche eine große Verunsicherung in diesem Bereich, die einhergehe mit wenig Kontinuität und Übersichtlichkeit bei den Förderinstrumenten, sagte Siebert. Nötig seien verlässliche politische Rahmenbedingungen statt „jeden Tag ein neues Förderprogramm mit 1000 Fragezeichen, mit geringen Fördertöpfen, die sehr schnell ausgenutzt sind“.
Erschwerend komme hinzu, dass gestiegene Darlehenszinsen und Materialkosten auch energetische Sanierungen verteuerten und Fachkräfte knapp seien. Während einerseits in den kommenden Jahren viele ältere Mitarbeiter in den Ruhestand gingen, sei es deutlich schwerer geworden, junge Menschen für eine Ausbildung am Bau zu gewinnen.
Das Münchner Beratungsunternehmen S&B Strategy kam in einer Studie zu dem Ergebnis, dass das von der Bundesregierung angepeilte Ziel der Klimaneutralität Deutschlands bis 2045 im Gebäudesektor unter derzeitigen Bedingungen nicht zu schaffen sei. Bei energetischen Sanierungen gebe es wegen des „Nadelöhrs“ Fachkräftemangel erhebliche Kapazitätsengpässe, heißt es in der Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. „Es fehlen schlichtweg die erforderlichen Handwerker, um die Sanierungsarbeiten umfänglich durchzuführen. Damit bedrohen die Kapazitätsengpässe im Handwerk die gesamte Klimastrategie Deutschlands“, sagte Fabio Meggle, Co-Autor der Studie.
Deutschland fahre zweigleisig und setze – anders als manche andere Länder – bei der Minderung des Treibhausgasausstoßes neben der Elektrifizierung der Wärmeerzeugung durch Wärmepumpen auch auf eine Verringerung des Energiebedarfs durch Dämmungen der Gebäudehüllen. Gerade bei Dächern und Fassaden sei man jedoch „meilenweit von einem Szenario entfernt, die Sanierungsziele bis 2045 zu schaffen“, sagte Christoph Blepp, Managing Partner der Strategieberatung.