Seegräser breiten sich vor allem über Wurzelausläufer aus. Deswegen können sie sehr alt werden. Forscher fanden nun in der Ostsee ein besonders altes Vorkommen.

In der Ostsee hat ein Forscherteam ein über 1400 Jahre altes Seegras-Vorkommen entdeckt. Er sei die älteste Meerespflanze, deren Alter exakt bestimmt worden sei, schreibt ein Team um Thorsten Reusch vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Das Seegras vermehrt sich vorrangig vegetativ, und zwar über unterirdische Ausläufer. Die einzelnen Teile eines solchen Klons unterscheiden sich genetisch ganz leicht. Zur genauen Altersbestimmung hat das Team aus Kiel, London, Oldenburg und Kalifornien aus dieser Tatsache eine neuartige genetische Uhr entwickelt. Entscheidend seien dabei Mutationen in der Erbinformation, die im Laufe der Zeit so regelmäßig auftreten, wie Uhren ticken.

Voraussetzung für die Arbeit sei ein Seegras-Genom von hoher Qualität gewesen. Wissenschaftler der University of California lieferten für die genetische Uhr Referenzwerte von einem Seegras-Klon, den sie 17 Jahre lang in Kulturtanks gehalten hatten, wie das Team im Journal „Nature Ecology and Evolution“ berichtet.

Zuvor hatten andere Forscher riesige Seegras-Klone entdeckt, deren Alter sie aufgrund der Größe auf mehrere Tausend Jahre schätzten. So erstreckt sich unter anderem vor der Westküste Australiens ein Seegrasteppich über eine Länge von 180 Kilometern, der geschätzt mindestens 4500 Jahre alt sei, berichtete ein Team um Elizabeth Sinclair von der University of Western Australia im Jahr 2022. Bei dem Gewächs der Superlative handle es sich um die Seegras-Art Posidonia australis.

Nach Angaben von Reusch ist eine derartige Schätzung jedoch ungenau, weil das Seegras nicht immer gleichmäßig wachse. Dennoch erwartet auch er, dass bei anderen Seegras-Vorkommen zum Beispiel im Mittelmeer und eben vor der australischen Küste auch mit der neuen Bestimmungsmethode noch Organismen entdeckt werden, die wesentlich älter als 1400 Jahre sind.

Im Jahr 2018 hatten Forscher in Nordamerika auf einen riesigen Verbund von 47.000 Zitterpappeln mit identischem Erbgut hingewiesen, die unterirdisch durch Wurzeln verbunden sind. Auch dieser sogenannte Pando existiere wahrscheinlich schon seit Tausenden von Jahren, schrieb das Team um Paul Rogers von der Utah State University 2018 im Fachblatt „PLOS One“.

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