Der Autobauer Opel setzt auf E-Autos. Der Kanzler ist überzeugt: Der Mut zur Veränderung wird sich auch gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen.

Bundeskanzler Olaf Scholz warnt vor einer Abschottung der europäischen Märkte gegen Konkurrenz aus dem Ausland. „Wir verschließen unsere Märkte nicht vor ausländischen Unternehmen. Denn das wollen wir umgekehrt für unsere Unternehmen ja auch nicht“, sagte der SPD-Politiker am Samstag bei einem Festakt zu „125 Jahre Automobilbau bei Opel“ im Stammwerk des Herstellers in Rüsselsheim.

Protektionismus und regelwidrige Zollschranken machten „letztlich alles nur teurer und uns alle ärmer“. Scholz betonte: „Ich habe keinen Zweifel: Wir werden auch in diesem Jahrhundert mit unserer Automobilindustrie ganz vorne dabei sein, wenn wir auf Fortschritt und Erneuerung setzen.“ Dafür brauche man aber auch „einen fairen und freien Welthandel“.

Die USA hatten Mitte Mai Sonderzölle von 100 Prozent gegen Elektroauto-Importe und andere Produkte aus China verhängt. Die USA werfen Peking vor, den Wettbewerb durch erhebliche staatliche Subventionen zu verzerren. Auch die EU untersucht den chinesischen Einfluss auf den E-Auto-Markt. Ob die Europäer Strafzölle erheben, ist nicht entschieden.

Opel setzt auf E-Mobilität

Opel will seinen Kurs in Richtung Elektromobilität noch entschiedener fahren, wie Opel-Chef Florian Huettl zum Jubiläum ankündigte: „Ab 2025 wird jedes neue Opel-Modell rein batterieelektrisch sein.“ Noch Ende April hatte Huettl bei der Vorstellung eines neuen E-Modells im Werk in Eisenach das Ziel des Herstellers bekräftigt, ab 2028 in Europa nur noch Elektroautos anzubieten: „Wir halten ganz klar an unserem Plan fest, auch was die Geschwindigkeit betrifft. Wir können das nur zu einem gewissen Grad von der Politik abhängig machen.“ Das Auslaufen der E-Förderung des Bundes im Dezember hatte für Verunsicherung am Markt für Elektroautos gesorgt.

Scholz rief den versammelten Opelanern zu: „Sie werden in einem fairen Wettbewerb bestehen auch gegen neue Konkurrenten zum Beispiel aus China.“ Am Tag vor der Europawahl bekannte sich der Kanzler zum klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft – auch im Verkehrssektor: „Wir stehen zum Ausbau der Elektromobilität. Wer das jetzt zurückdrehen will, gefährdet nicht nur alles bisher Erreichte, der gefährdet auch unseren Wohlstand und unsere Zukunft als Industrienation.“

Vom Nähmaschinenhersteller zum Autobauer

Die Geschichte des Automobils bei Opel reicht bis ins Jahr 1899 zurück: Vor 125 Jahren baute der Nähmaschinen- und Fahrradhersteller mit dem „Patentmotorwagen System Lutzmann“ sein erstes Automobil. Zuvor hatte Opel die Anhaltinische Motorwagenfabrik des Autopioniers Friedrich Lutzmann übernommen und von Dessau nach Rüsselsheim bei Frankfurt/Main verlagert.

Nach fast 90 Jahren im US-Konzern General Motors wurde Opel im Sommer 2017 von der Peugeot-Mutter PSA übernommen, die inzwischen mit Fiat-Chrysler zu Stellantis fusioniert ist. Als einzige deutsche Marke in dem europäisch-amerikanischen Konzern verdient Opel seit einigen Jahren wieder Geld – nach dem Abbau Tausender Stellen und einer Schrumpfkur für die Standorte. Opel hat außer dem Stammsitz Rüsselsheim Werke in Eisenach und Kaiserslautern.

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